ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Fluchtlinien
Technische Realisierung: Günter Gene, Gabi Joaux
Regieassistenz: Christoph Dietrich
Regie: J. Monika Walther
Sie zeichnen das Gesicht unseres Kontinents; Fluchtlinien. Unfreiwillige Reisen, planlos, ziellos. Sie dauern von 1933 bis in die Zukunft. Die Reisen ergeben eine Geschichte deutscher Emigrationen. Prag, Lissabon, Casablanca, Würzburg, Paris, Oradour oder Port Bou sind ihre Stationen. Es heißt, daß ein Mensch, in die Enge getrieben, sein wahres Gesicht zeigt oder seine wahren Lügen. - Alle Reisenden stehen in Lohn und Brot und zeigen Ihr wahres und unwahres Gesicht während der erdachten und tatsächlichen Reisen. Ihre Fremdheit in der Welt, in der sie gezwungen sind, sich zu bewegen, reproduziert sich als Fremdheit in der eigenen Sprache und ihrer Spielregeln. Sie beginnen Sätze, beenden sie und erleben, wie die Worte Ihren Sinn verloren haben. Sie sprechen gebrochen, die eigene wie die fremden Sprachen. Sie intonieren Fragen, als wären sie Antworten. Oder umgekehrt. "Fluchtlinien" ist ein Prozeß akustischer Metamorphosen, der in seinem Verlauf Historisches und Fiktionales zu einer semantischen und und musikalischen Fluchtlinie verdichtet.