ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Der Werwolf
Technische Realisierung: Heike Weyh, Anne Anderer
Regieassistenz: Claus Lüpkes
Regie: Klaus Mehrländer
Zwische den Jahren auf dem Lande. Ein Tag im Leben des Maurers Michael Wilk: arbeitslos und ohne Geld. Seine Frau läßt ihn wissen daß sie mit ihrem neuen Freund zusammenziehen werde. Also schlägt er in seiner Stammkneipe erst einmal einen ängstlichen Tamilen zusammen. "Ausländer raus", ist seine Devise. Vergeblich fordert er von seinem ehemaligen Chef das ihm zustehende Weihnachtsgeld. Mittags taucht der Liebhaber seiner Frau auf. Wieder versucht er sich durch körperliche Gewalt Luft zu verschaffen. Und der Tag ist noch lange nicht zu Ende. Ein Mann sieht rot, und sein sechsjähriger Sohn guckt Horror-Videos, liest Werwolf-Comics - was auf die Dauer dasselbe meint. Michael betrachtet die Welt ausschließlich mit den Augen des Konsumenten. Seine Energie dient nicht dem Unterhalt, sondern seiner Unterhaltung: die Ehe, der Umgang mit den Freunden, das Auto, die Videos, alles ist zwanghaft seinem Willen zum Amüsement verpflichtet, der ihm jedoch immer schlechter bekommt: fun als Stahlbad. All seine Probleme bedeuten ihm nur unwichtige Zwischenfälle, die man mit ein paar gezielten Faustschlägen vergessen machen kann. Obwohl er ständig mit Freunden zusammenhockt, bleibt er ohnmächtig in einem Vakuum der Anonymität gefangen. Also greift er zum Mittel der Selbstjustiz. Die anderen bleiben Zuschauer, sind höchstens einmal peinlich berührt. Einzig der Sohn steht seinem Vater bei: Unterm Dach vor der "Glotze" bereitet er sich auf seine Karriere als Werwolf vor.