ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Das wilde Geheul unserer täglichen Arbeit oder Komm heraus, du Schönheit von Mülheim (1. Teil: Das wilde Geheul unserer täglichen Arbeit oder Komm heraus, du Schönheit von Mülheim)
Aus dem Ruhrgebiet des Bertolt Brecht. Eine historische Reportage
Technische Realisierung: Herbert Kuhlmann, Dirk Franken
Regieassistenz: Anne Wiktorin
Regie: Frank Hübner
Mai/Juni 1927. Drei Männer: ein Komponist, ein Dramatiker, ein Filmer reisen inkognito durch das Ruhrgebiet. Fahren ein. Observieren per Rundflug. Gehen durch Stahlwerke. Besuchen Rathäuser, Stadtarchive. Für den Dramatiker und den Komponisten ("überwältigende akustische Eindrücken") eine Reise durch völlig unbekanntes Terrain. Beide gehören zur Avantgarde der jungen Künstler. Aber die Realität der Reichshauptstadt Berlin ist ein Zuckerschlecken im Vergleich zu diesem "Revier". Gezielte Indiskretion sorgt dafür, daß auch in Berlin bald die Spatzen von den Dächern pfeifen: Kurt Weill, Bert Brecht und Carl Koch hätten "im Westen ne janz jroße Sache vor". Die Auftraggeber bekommen augenblicklich kalte Füße; die Nazis nehmen diese Stimmung auf, hetzen gegen "die zwei Juden Brecht und Weill". Es geht um ein Riesenprojekt für die Essener Oper - "das Ruhrepos", eine neue Schöpfungsgeschichte, eine "Eroika der Arbeit". Unglaublich: von all dem ist bis heute kaum ein Sterbenswörtchen bekannt. Was also liegt näher, als zunächst einmal jene Reise nachzuzeichnen. Die Frage ist so brisant wie 1927: Was hat Weill, den Kantorensohn, was hat Brecht an den "düstergrauen Fabriken" interessiert?