ARD-Hörspieldatenbank
Feature
Die Grenze durch den Äther
Hörfunk und Hörspiel in Nicaragua
Komposition: Christiane Köhler
Technische Realisierung: Udo Schuster
Regie: Johannes Hertel
Die ersten Rundfunksender wurden Anfang der dreißiger Jahre von US-amerikanischen Truppen nach Nicaragua gebracht, die gekommen waren, um die USA-treue Regierung gegen die Guerilla des national-liberalen Generals Sandino zu verteidigen. Nachdem die US-Truppen das zentralamerikanische Land wieder verlassen hatten, fielen die meisten Sender in den Besitz der Familie Somoza. Söhne dieser Familie befahlen als Offiziere über die Armee, ließen General Sandino ermorden und errichteten eine Diktatur in Nicaragua, zu deren Sprachrohr sie den Rundfunk umfunktionierten. Erst 1979 wurde die Diktatur der Somozas von einem volksaufstand unter Führung der "Sandinistischen Befreiungsfront" FSLN hinweggefegt, aber der Konflikt hörte damit nicht auf. Eine von den USA unterstützte Guerilla, die sogenannte "Kontra" kämpft gegen die sandinistische Regierung. Über einen Untergrundsender verbreitet die "Kontra" regierungsfeindliche Propaganda. Krieg und Mißwirtschaft treiben das Land ins Chaos, immer mehr Menschen fliehen ins Ausland. Für 1989, am 19. Juli wird in Nicaragua der zehnte Jahrestag der Revolution begangen , besteht die vage Hoffnung auf die Möglichkeit einer verhandlungslösung zur Beendigung der Kämpfe in den Bergregionen und an den Landesgrenzen. Eine Grenze verläuft auch zwischen oppositionellen und staatlichen, regierungstreuen Rundfunksendern. Von dieser Grenze handelt die Soiree. Der Hörer wird auf eine Reise durch Nickaragua mitgenommen, zu den Sendern verschiedenster Regionen und Sprachgebiete. Die unterschiedlichsten Formen der abwecbslungsreichen Hörfunkprogramme werden vorgestellt, insbesondere die in Nicaragua beliebten Hörspiele. Es zeigt sich aber trotz des Unterhaltungscharakters vieler Sendungen, daß Rundfunk in Nicaragua ganz im Kontext der Gegenwart des Landes gefangen ist. Selbst scheinbar unpolitische Unterhaltungssendungen stehen in Beziehung zu Krieg und wirtschaftlicher Not und haben ihre Funktion in dem erbitterten Machtkampf zwischen den Ideologien.
