ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Der Keksgigant
Technische Realisierung: Dietmar Fuchs, Christina Ocker, Anne Domernicht
Regieassistenz: Bärbel Kasperek
Regie: Ursula Krechel
"Und es käme immer schlechter, sagen die einen, aber es wäre noch nie so fühlbar gewesen, sagen die anderen. Dann wäre es doch gut, wenn man sähe, wie es geht, sagen die einen. Dann wäre es doch besser, wenn man sähe, wie es nicht ginge, sagen die anderen. Das wollen die einen aber nicht gelten lassen ..." In dieser überaus ernsten Situation empfängt der Keksgigant in der mächtigen kühlen Einsamkeit seines Keksimperiums die Journalistin zu einem Interview. Das Spiel beginnt, jeder kennt seine Rolle, die Posen sind geübt, und die alten Erwartungen liegen griffbereit. Ein Scheingefecht hinter gepolsterten Türen. Vorgetäuschter Biedersinn gegen kalkulierte Sentimentalität. Man weiß, was man fragt. Und man fragt Antworten ab, die man schon kennt. Friß den Markt oder er frißt dich. Ein paar menschliche Töne, die kleine Backstube des Urgroßvaters, und keine Rede davon, daß von nun an die Kekse auf Sumatra gebacken werden. Ganz unversehens ist man bei der Ästhetik der Kekse und kommt am Ende buchstäblich auf den Hund, das einzig menschliche Wesen in der Umgebung des Keksgiganten - vergiftet natürlich. Virtuos und mit bösem Witz beschreibt Ursula Krechel das eingefrorene, von den Medien inzwischen tausendfach reproduzierte Ritual, wie einem Mächtigen gezielt das Nichtssagende zu entlocken ist. Der Blick hinter die Fassade eines "Lebenswerks": wie gewöhnlich mißlungen.