ARD-Hörspieldatenbank
Feature
Pioniere der Radiokunst (10. Folge: Leben gegen den Strom - Ernst Schnabel - Der Schriftsteller im Rundfunkalltag)
Technische Realisierung: Franz Wagner, Holger Oppenhoff
Regie: Johannes Hertel
Er hat es niemandem leicht gemacht, vor allem nicht sich selbst. Ein Pionier der Radiokunst, der vielseitig war wie kaum einer vor ihm. Als Chefdramaturg begann er beim NWDR in Hamburg, betreute Wolfgang Borcherts "Draußen vor der Tür", schrieb und bearbeitete selbst Hörspiele, initiierte das erste deutsche Nachtprogramm nach dem Krieg und flog 1948 als Reporter mit den "Rosinenbombern" über die Luftbrücke nach Berlin. Das weckte in ihm die Lust am Fliegen. Zahlreiche Features späterer Jahre bezeugen dies. 1949 verließ er nach einem Streit mit seinem Generaldirektor, Adolf Grimme, seine feste Stelle, kehrte aber zwei Jahre später als Intendant des Hamburger Senders zurück. Außergewöhnlich sein Vertrag: tägliche Kündigungsfrist hatte er vereinbart und auf Pensionsanspruch wollte er verzichten. Nichts war ihm wichtiger, als die Möglichkeit, jederzeit gehen zu können. Bindungen dieser Art engten in seinen Augen nicht nur die geistige Unabhängigkeit ein, sie bargen auch die Gefahr der Bequemlichkeit in sich und damit den Verlust an Kreativität. Die aber verlangte er von sich selbst und von seinen Mitarbeitern. Unermüdlich war er im Fördern von Talenten, literarischen zumal, bisweilen aber auch hart in seiner Kritik. Nicht nur die Gruppe 47 hat ihm viel zu verdanken. Er war ein Intendant, der selbst Künstler war und aus der Programmarbeit kam. Und als die Verwaltungsarbeit Überhand zu nehmen drohte, ging er. Nicht zum letzten Mal fällte er 1955 eine derartige Entscheidung. Auch 1965, als Herausgeber des 3. Hörfunkprogramms, auch 1968 als Herausgeber der "Literarischen Illustrierten" des SFB-Features Fernsehen, immer fiel die Entscheidung zugunsten des unabhängigen Lebens eines freien Schriftstellers.
