ARD-Hörspieldatenbank
Ars acustica
Mungo
Komposition: Ros Bandt
Redaktion: Klaus Schöning
Technische Realisierung: Benedikt Bitzenhofer, Steven Tilley, Mechthild Austermann
Regieassistenz: Hans Georg Andres
Regie: Ros Bandt
Die Klangkomposition "Mungo" ging aus dem Wettbewerb "Sound Art Australia" hervor, den das Studio Akustische Kunst des WDR, "The Listening Room" der Australian Broadcasting Corporation (ABC) und das Goethe-Institut Sydney gemeinsam ausgeschrieben hatten. "Das Werk ist eine physische und psychische Reise in die uralte Wildnis des Lake Mungo, eines ausgetrockneten Salzsees, der während der letzten vierzigtausend Jahre ein zentraler Ort menschlichen Lebens in Australien war. Dort seinen Fuß auf den Erdboden zu setzen, ist ehrfurchtgebietend und überaus schön zugleich. Das Land erzählt seine Geschichte ganz von selbst, wenn man über zwanzigtausend Jahre alte versteinerte Fische wandert und die vor-eiszeitlichen Formationen zusammen mit anderen geomorphen Veränderungen deutlich zu erkennen sind. Im März 1992 habe ich meine aus Äolsharfen bestehende Klangskulptur hoch hinauf auf die oberhalb der Ufer des alten Sees gelegenen Sanddünen gebracht und sie auf diesen äolischen Hügeln ihre Windlieder singen lassen. Ihre harmonischen Schwingungen vibrierten über die Landschaft hinweg. Unter den Sternen hoch oben am Firmament trieben sie dahin, zusammen mit den vielzähligen Gesängen der Natur und mit den Legenden und Träumen der Ureinwohner, die sich sorgsam um diese Gegend gekümmert haben, ehe sie vor zweihundert Jahren von den Weißen höchst unsanft von dort vertrieben wurden. Stark beeinflußt wurde meine Arbeit durch das von den noch lebenden Älteren des Mutti-Mutti-Stammes vermittelte geistige Vermächtnis ihrer Ahnen, deren feinfühliges Wissen dazu beitrug, die natürliche Umwelt über vierzigtausend Jahre hinweg zu erhalten. Diese Landschaft zu betreten, ist für den Weißen eine Aufforderung, das wahre Australien, seinen Geist und seinen Gesang anzunehmen." Ros Bandt, international bekannte Klangkünstlerin, Komponistin und Realisatorin von Klangskulpturen, verschmilzt Klang und Raum auf eine ungewöhnliche Weise miteinander, die auf die jeweiligen Orte, die Menschen und auf die Zeit, in der ihre Werke entstehen, abgestimmt ist. 1991 hat sie als erste Frau Australiens die bedeutendste nationale Auszeichnung für Komposition, The Don Banks Composers Fellowship und in Indiana/USA den erstmals vergebenen Cohen-Friedenspreis erhalten. Ihr zweites Buch, "Sound Sculpture in Australia", war Grundlage ihrer gleichnamigen Präsentation, die sie zusammen mit "Mungo" als Live-Performance in der öffentlichen Veranstaltung "Akustische Kunst im WDR" im Mai dieses Jahres realisiert hat.
