ARD-Hörspieldatenbank

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Originalhörspiel



Heinrich Böll

Eine Stunde Aufenthalt


Technische Realisierung: Fred Bürck, Kranz

Regieassistenz: Lothar Timm


Regie: Ludwig Cremer

Herr Chrantox, eigentlich Donath, kommt nach jahrzehntelanger Abwesenheit durch Zufall in seine Heimatstadt. Er hat im Fahrplan übersehen, daß er hier umsteigen muß und eine Stunde Aufenthalt hat, sonst hätte er eine andere Route gewählt. Um sich jemandem mitteilen zu können, engagiert er einen Kofferträger gegen ortsübliche Gebühr für diese Stunde als Begleiter. Zuerst fährt man zum Friedhof. Hier hat die Hautevolée der Stadt, hat auch die Familie Donath ihre marmornen Visistenkarten abgegeben. Chrantox erzählt bruchstückhaft, gequält dem Träger sein Leben. Er ist bereits 1931 mit dem Auto der Mutter ausgerissen und nach Südamerika gegangen. Warum? Vielleicht, um ein anderes Leben zu leben als das der Donaths, das schal geworden war im Reichtum. Chrantox Freundin war die sechzehnjährige Anne, die als einzige noch lebt. Auf dem Bahnhof läßt er sie vom Träger anrufen und fingiert ein Gespräch aus New York, legt einen Ozean zwischen sich und seine Stadt. Anne erkennt seine Stimme sofort. Bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr hat sie auf ihn gewartet. Jetzt existiert er nicht mehr für sie. Chrantox unerwartete Begegnung mit seiner eigenen Geschichte zeigt ihm, daß er sein Leben lang auf der Flucht war vor ihr. Annes verzweifelte Reaktion auf seinen Anruf zwingt ihn wieder weiter, zum verhaßten Reichtum und in die Fremdheit. (Pressetext des Südwestfunks von 1978 anlässlich einer Wiederholungsausstrahlung)

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Gerd BrüdernPaul Chrantox-Donath
Gisela von CollandeAnne
Kurt EbbinghausEin Gepäckträger
Karl RenarBrunos Stimme
Ulrich GoetschTaxifahrer
Lothar TimmKellner


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Norddeutscher Rundfunk / Südwestfunk 1957

Erstsendung: 10.12.1957 | 44'50

Darstellung: