ARD-Hörspieldatenbank

Ars acustica

Samuel J. Fleiner, Sabine Wollowski

Der Riese schläft nur oder Klangspaziergang Alte Völklinger Eisenhütte mit einem Völklinger Hüttenalphabet und Erzählungen von Zeitzeugen

Technische Realisierung: Werner Klein, Barbara Burlefinger

Regieassistenz: Anette Kührmeyer

Regie: Stefanie Hoster

Wie oft standen sie vor verschlossenen Toren, die Saarländer, die ihren Familien die Fabrik, in der sie Jahre ihres Lebens verbracht hatten, zeigen wollten. Seit die Roheisenproduktion in der Völklinger Eisenhütte 1986 eingestellt wurde, ist der stählerne Riese in Schlaf gefallen, durchzogen von den Lebensadern des Stahlwerks. Der Klangkünstler und Klangarchäologe Samuel J. Fleiner hat die Maschinen für kurze Zeit zu neuem Leben erweckt. Er stöberte in Archiven, alten Filmen und Bändern, er sammelte und bearbeitete Maschinengeräusche an vielen Orten, bis er die Klänge von typischen Arbeitsprozessen akustisch rekonstruiert hatte. Das frisch ernannte "Weltkulturerbe" begann zu klingen, zu dröhnen und zu stampfen. Neun Stationen des Klangspaziergangs waren vom 14. bis 27. August 1995 für insgesamt 1113 Besucher am Ort zu hören: Lorenbefüllung in der Möllerhalle, Schrägaufzug, Kokskohlenstampfmaschine, Gichtbühne auf dem Hochofen, Gasgebläsehalle und 'Live-Stationen' mit Ausblick auf Völklingen heute. Während des Klangspaziergangs erfuhr der Autor von den ehemaligen Hüttenarbeitern Gefühle und Erinnerungen, über die sie bis dahin selten oder nie gesprochen hatten: Von harter Arbeit unter schwersten Bedingungen und natürlich von den genauen Arbeitsprozessen im Werk. Die Recherchen Fleiners vor Ort und die Erzählungen der Völklinger ergaben das Völklinger Hüttenalphabet, dazu die Maschinengeräusche und Klangkulissen und die Beschreibung des Klangspaziergangs, den man auch als akustischen Museumsführer hören könnte.