ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Neuköllner Lehrjahre oder Mein Leben vor dem deutschen Dativ
übersetzt aus dem Amerikanischen
Übersetzung: Sigrid Ruschmeier
Technische Realisierung: Peter Avar, Ricarda Molder
Regieassistenz: Andreas Hagelüken
Regie: Götz Fritsch
Die Lehrjahre beginnen schon beim Betreten des Berliner Straßenpflasters. Nachdem Becky Bernstein, die junge New Yorkerin, ihrem Jürgen hierher gefolgt ist, muß sie sich nicht nur mit der deutschen Sprache vertraut machen, sondern mit solch merkwürdigen Erscheinungen wie "Stores" hinter allen Fensterscheiben. Zunächst vermutet sie riesige Appartments dahinter, weil alle gleich aussehen, doch dann kommt sie mit dem Freund zu einem Haus, in dem eine Reihe von Fenstern nicht zugezogen sind. Und dort wohnt Jürgen und mit ihm noch Heike und Ruth und Erhard und andere. Die Wohnung ist eine WG, und wir schreiben das Jahr 1972. Becky hat es nicht leicht. Vor allem fällt ihr schwer zu begreifen, daß hier alle das gleiche machen sollen, z.B. "Das Kapital" von Marx lesen und nachbeten. Und dann die angetrunkenen Männer in der U-Bahn, die sie angrapschen. Das gibt es selbst in New York nicht. Aber Becky wäre nicht Becky, wenn sie sich nicht resolut durchsetzen würde. Und wer Holly-Jane Rahlens einmal auf einer Performance erlebt hat, wird sicherlich die Schlußfolgerung ziehen, daß in dem Temperamentsbündel Becky ein gut Teil von der Autorin selbst steckt.