ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Medea. Stimmen (2. Teil: Zeitwände)
Radiostück in drei Teilen
Vorlage: Medea (Roman)
Bearbeitung (Wort): Jörg Jannings
Komposition: Klaus Buhlert
Regieassistenz: Gabriele Roosch
Regie: Jörg Jannings
Wie schon in ihrem Roman "Kassandra" unternimmt Christa Wolf eine Umdeutung des machtvollen Mythos: Ihre Medea ist keine Furie, sondern Leidende, nicht Täterin, sondern Opfer, Opfer von politischen Mächten, die Menschlichkeit nicht zulassen. Eine schöne wilde kluge Frau, Therapeutin und Heilerin. Sie flieht mit Jason aus der Heimat Kolchis, als sie den Mord an ihrem Bruder entdeckt, eine Tat, mit der der König seine Macht zu festigen sucht. In Korinth wird sie wegen ihres Stolzes und ihrer Andersartigkeit ausgegrenzt, verleumdet und schließlich verantwortlich gemacht für Katastrophen, die die Stadt heimsuchen. Nicht sie, sondern ein wütender Pöbel steinigt ihre Söhne. Medeas "Untaten" als kalkulierte Verbrechen zum Zwecke männlichen Machterhaltes, wie in Kolchis, so auch in Korinth - diese Lesart bietet vielfältige Interpretationen und läßt sich in manchen Passagen als kaum verschlüsselte Parabel auf die jüngere Ost-West-Geschichte deuten. Entsprechend unterschiedlich und auch kritisch reagierten die Feuilletons. "Medea. Stimmen" erzählt den Mythos aus der Perspektive der Beteiligten, die sich in großen Monologen zum Geschehen äußern. Das Hörspiel nutzt diese Erzählstruktur, indem es den Stimmen des Romans unmittelbar zum Ausdruck verhilft.