ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Frankfurt an der Oder
Aus der Geschichte der Tochterstadt Berlins
Komposition: Friedrich Scholz
Technische Realisierung: Klaus Krüger, Sigrid Scheuritzel
Regie: Gert Westphal
Das unscheinbare Städtchen von höchstens 70 000 Einwohnern an der Oder-Neiße-Linie kann es mit vielen Orten im deutschen Bereich aufnehmen. Die Tochterstadt Berlins am linken Oderufer war im Spätmittelalter weitaus reicher als die Mutterstadt an der Spree und seit Beginn der Neuzeit Sitz einer Universität; unter den ersten Studenten waren Ulrich von Hutten und Thomas Münzer. Ablaßkrämer Tetzel erwarb zu Frabkfurt den Doktortitel und beantwortete Luthers Thesen von dort aus mit Gegenthesen. Später ward verfügt, daß die Frankfurter Universät besucht haben mußte, wer sich in Brandenburg oder Preußen um Staatsämter oder Pfarren bewerben wollte. So ist die Viadrina zur Wiege des preußischen Beamtentums geworden. Über 300 Jahre bis 1810 war die Viadrina geöffnet. Zu den Studenten der letzten Zeit zählten die Gebrüder Humboldt und Heinrich von Kleist. Der Aufklärer Nicolai hatte in Frankfurt den Buchhandel gelernt. Leopold von Ranke war dort Studienrat, Moltke präparierte sich für die Generalslaufbahn, Anton von Werner ist ein Sohn der Stadt. Gottfried Benn hat dort das Gymnasium absolviert. Doch steht die tendenziöse und selektive Geschichtsauslegung des roten Systems, das heute über die schwergeprüfte Oderstadt gebietet, zu alledem im grotesken Gegensatz. Wir indessen haben mehr als einen Grund, der Städt in der Zone, wie sie wirklich waren und wirklich sind, und ihrer Menschen von einst und heute würdigend und anteilnehmend zu gedenken. (Pressetext)