ARD-Hörspieldatenbank

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Originalhörspiel



Martin Burckhardt

Das Seminar


Technische Realisierung: Helmuth Schick

Regieassistenz: Michael Hillebrecht


Regie: Martin Burckhardt

"Die vielleicht älteste Form des Seminars ist jene kunstvolle Lehre des Kirchenvaters Origines. Weil Gott ja Wort sei, habe sich das Wort, seiner Natur gemäß, Maria ins Ohr gesetzt. Und auf die gleiche Art sei es, nunmehr fleischgewordenes Wort, dem Ohr wieder entschlüpft. Womit Origines nicht nur das undurchsichtige Dogma der Unbefleckten Erkenntnis plausibilisierte, sondern auch die Gedankenfigur der 'Ohrenempfängnis' in die Welt setzte - und damit: das Seminar der Seminare. Indem es das Leben des Wortes behauptet, predigt das Seminar gegen den toten Buchstaben an, die Tinte, gegen alles, was 'druckreif' klingt.Dieser Tradition folgend ist mein Hörstück vor allem ein Stück des Hörensagens, eine Apokryphe, eine bisher verborgene Rede also, dem großen Psychoanalytiker, Wortverdreher und Monomanen Jacques Lacan in den Mund gelegt. Denn auch diesem Herrn, der in seinem Seminar eine große Gefolgschaft versammelte, war es dabei nicht um die Literatur, sondern um die Littoralität zu tun. Wenn es dabei eine Lehre gibt, so die des gesprochenen Worts, das im Munde sich dreht und windet, das sich verspricht, versagt - und keine andere Sehnsucht mehr kennt, als die, zu einer Form des höheren Blödsinns zu werden, zum Blablabla der Radiophonie." (Martin Burckhardt)

Martin Burckhardt, geboren 1957, lebt in Berlin. Zahlreiche Hörstücke, Essays. 1994 erschien im Campus-Verlag seine Studie "Metamorphosen von Raum und Zeit, eine Geschichte der Wahrnehmung". Im gleichen Jahr produzierte der HR sein Hörspiel "Klänge und Schatten".

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Wolfgang Forester
Martin Burckhardt


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Hessischer Rundfunk 1996

Erstsendung: 09.04.1997 | 57'40

Darstellung: