ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Schluß mit dem Gottesgericht / Pour en finir avec le jugement de Dieu
Deutsche Neufassung und französische Originalfassung aus dem Jahre 1947
übersetzt aus dem Französischen
Übersetzung: Elena Kapralik
Bearbeitung (Wort): Manfred Hess
Technische Realisierung: Helmuth Schick, Gabi Wehner
Regie: Manfred Hess
Im November 1947 bietet der französische Rundfunk dem literarischen Exzentriker Antonin Artaud an, für die Sendung "La voix des poètes" einen radiophonen Vortrag zu erarbeiten. Was die Wahl der Texte, der Sprecher, die Anzahl der Proben anbelangt, gesteht er ihm alle Freiheiten zu. Artaud, nach 9jährigem Aufenthalt in psychiatrischen Kliniken wieder in Paris, sieht die Chance, noch einmal eine Probe seines "Theaters der Grausamkeit" zu geben - bestimmt von ekstatischer Körperlichkeit, voll magischer Sinnesreize, deren Intensität das Publikum wie mit Stromstößen aus seiner Bewußtseinsträgheit herausschleudern soll. An sechs Tagen wird "Schluß mit dem Gottesgericht" mit den Schauspielern geprobt und aufgezeichnet. In einem zweiten Arbeitsgang montiert Artaud dazwischen glossolalalische Dialoge, wilde Schreie und eine musikalische Kakophonie, hervorgebracht von Xylophon, Pauke, Gong und Trommel. Das Hörspiel ist für den 2. Februar 1948 angekündigt, wird jedoch einen Tag vor dem Sendetermin wegen Ungebührlichkeit aus dem Programm genommen. Dieses außergewöhnliche Hörspieldokument, dessen Aufnahme behutsam im HR-Hörspielstudio digital überarbeitet wurde, wird gemeinsam mit einer deutschen Lesung der Texte gesendet.