ARD-Hörspieldatenbank
Ars acustica
Makrophon
Komposition: Ulrich Bassenge
Technische Realisierung: Ulrich Bassenge
Realisation: Bernhard Jugel, Ulrich Bassenge
Valeri Scherstjanoi gehört zur kleinen, aber international agierenden Gemeinschaft der Lautpoeten, denen die Möglichkeiten aller existierenden Sprachen zu gering sind und die sich deshalb eigene erfinden. Unterstützt durch ein Stipendium der Stiftung Kulturfonds Berlin hat sich der Lautdichter Valeri Scherstjanoi ein Jahr lang strenge künstlerische Exerzitien auferlegt. Jeden Tag entstand ein neues Lautgedicht, das akustisch und graphisch festgehalten wurde, jeden Tag zeichnete er seinen akustischen Alltag in Tagebuchnotizen und per Tonband auf. "Makrophon" extrahiert aus dieser Materialschwemme einen Zyklus von 12 Popsongs. Nach Monaten geordnet, verbinden sich Samples aus Scherstjanois Aufnahmen zu musikalischen Strukturen, Zitate aus seinen Tagebüchern mutieren zu Songtexten. Individuelle Beobachtungen entwickeln sich dabei zum größten gemeinsamen Nenner, zum Überindividuellen, die Rhythmisierung der Geräusche unterstützt eine Verallgemeinerung der Gefühle. Frei nach der These: Alles kann Pop werden - Tagebuchnotizen, Alltagsgeräusche, Lautgedichte, der Klang der Unterhaltung vom Nebentisch! Der künstlerische Prozess wird durch den Mix in ein populäres Statement überführt. "Makrophon" ist ein akustisches Manifest für die Universalität der Grooves und für die Allgemeinverständlichkeit einer Dichtung jenseits der sprachlichen Konventionen.
Valeri Scherstjanoi, geboren 1950 in Sagis (Kasachstan), wuchs in der russischen Föderation auf, lebte seit 1981 als freier Autor und bildender Künstler in Berlin und seit 1988 auch in München. Für seine Lautgedichte hat er eigene Zeichensysteme (Scribentismen) entwickelt. Er schrieb die Hörspiele "Polyphonia"(BR 1991), "Sense Non Sense" (1993), "lautLand" (BR 1994, als CD erschienen), "Solitude" (1995), "AZ-Buka..." (1996), "Matrjoschka" (BR 1996), "Operative Personenkontrolle >Futurist<" (1996) und "Tango mit Kühen" (BR 1999).
