ARD-Hörspieldatenbank

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Ars acustica


The Artist's Corner


Rainer Römer

Seven Seconds


Komposition: Rainer Römer

Dramaturgie: Manfred Hess


Realisation: Rainer Römer

"Musik ist Bewegung in der Zeit. Und ich habe mich gefragt, was geschieht, wenn ich mit meinen Mitteln auf ein unbearbeitetes klanglich gegebenes Kontinuum reagiere. Ausgangspunkt meiner Arbeit ist die knapp 50-minütige Tonbandaufnahme einer sogenannten Zeitenwende, die Atmo der Silversternacht '94/'95 von ca. 23.50 bis 0.40 Uhr, aufgenommen auf dem Fenstersims meiner Wohnung in Frankfurt am Main. Die Aufnahme, die in keiner Weise bearbeitet wurde, nimmt einen hüllkurvenartigen Verlauf, und ich strukturierte sie mit verschiedenen Modulen, mit Improvisationen auf der Table-Guitar, einem von Fred Frith entwickelten Instrument, das einem 'sechssaitigen Monochord' ähnelt und mir eine einzigartige Verbindung von Akkordik, linearer Klangfolge und rhythmischer Artikulation bietet; den unbearbeiteten Glocken des Atmobandes, die wie ein technischer Loop wirken; einem Orchestersmaple mit leichten Einsatzvariationen (aus Puccinis 'Madame Butterfly'); einem Paukenwirbel aus dem Schluss von Verdis 'Requiem'; einer Klavieraufnahme, die eine Tonleiter abtastet und sich mit der Entwicklung von Tonfolgen beschäftigt, die eine Melodie werden könnten (gemäß einem Satz von Morricone: 'Eine Melodie entsteht, wenn man den Hörer von Ton zu Ton führt.'); als Coda das Geräusch einer abbiegenden Straßenbahn. Zusätzlich gliedern drei Samples, auf denen Passanten - ein Mann, eine Frau, mehrere Kinder - auf die Frage antworten, wie sie 7 Sekunden darstellen würden. Zeit ist Zählen und die Primzahl 7 hat etwas Geheimnisvolles - so wie die Zahl 3. In der Musik hat sie eine Bedeutung wie in der Kultur und Religionsgeschichte. Aber eigentlich ist sie nichts, nur eine Zahl, Abzählen. Und so wie hier die Atmo der Solist ist, so mögen meine Hinzufügungen, meine Begleitungen, vielleicht nichts anderes sein als der Versuch, eine kontemplative Zeiterfahrung herzustellen." (Rainer Römer)

Rainer Römer, geboren 1956 in Würzburg, ist nach einer Zeit in diversen Rock- und Jazzbands und dem Studium der Musik seit 1985 Mitglied des Ensemble Modern Frankfurt. Daneben realisiert er Klanginstallationen von Werken von Otmar Hörls.

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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Hessischer Rundfunk 2000

Erstsendung: 15.12.2000 | 23:05 Uhr | 50'46


REZENSIONEN

  • Frank Olbert: In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 15.12.2000. S. 53.
  • Götz Schmedes: In: Funk-Korrespondenz. 48. Jahrgang. Nr. 51-52. 22.12.2000. S. 43.

Darstellung: