ARD-Hörspieldatenbank

1

Originalhörspiel, Monolog



Albert Ostermaier

Erreger


Komposition: Andrew Pekler

Technische Realisierung: Wilfried Hauer, Susanne Herzig

Regieassistenz: Christiane Klenz


Regie: Ulrich Lampen

Wie real ist der Virus im System eines Menschen, der in der virtuellen Welt der Börsenmonitore lebt? Wie fiktional wird ihm die Welt, wenn ihm seine Realität, sein täglicher Hochleistungssport im Parkett des Börsensaals entzogen wird? Ein Trader gerät urplötzlich in Quarantäne: "ich bin einfallsreich kreativ jung skrupellos hoch motiviert die gesellschaft kann es sich nicht leisten mich zu verlieren." Der Börsenmakler findet sich in einem hermetisch abgeriegelten, aber permanent observierten Zimmer wieder. Und seine Gedanken rennen in einem Monolog um sein Leben. Aufstieg und Fall, Bullen- und Bärenjagd, Halten und Abstoßen durchlaufen die Reflexionen, die eine scharfe Trennung seiner Welten zu keinem Moment zulassen. "Versagen ist eine heilbare Krankheit" - heißt es in Praxis und Psychologie des Börsenhandels. 'Erreger' spielt mit dem alltäglichen Wahnsinn der Geldmacher. "verdiene geld verdiene es wenn du kannst auf anständige und ehrliche weise falls nicht verdiene es irgend wie." Der Monolog ist Gegenentwurf und zugleich Fortsetzung des Hörspiels "Radio Noir", das der BR 1999 produzierte. "'Radio N oir' ist eigentlich das Nachtstück und 'Erreger' die Tagseite. Eine Sirene bei Nacht und ein Mann, der direkt aus dem Tagesgeschäft in Quarantäne genommen wird. Beide beginnen aus einer Extremsituation heraus zu sprechen. Dabei ist 'Erreger' mehr von Fakten gespeist, vom Wahrnehmungs- und Realitätsspektrum eines Brokers, das klar definiert ist in seiner Arbeitssituation. Die Broker und Trader sind Berufsbilder aus einem Sektor unserer Geschäftswelt, der sehr einflussreich ist in unserer Gesellschaft. Sie bestimmen unsere Wirklichkeit mit, stecken mit ihren Gewinnperspektiven und Definitionen von Welt an, wie das Börsenfieber zeigt. In der Literatur kommen sie aber so gut wie nicht vor. Wir wissen fast nichts über sie, das hat mich gereizt - zu sehen, ob in so einem Trader das Potential für eine antike Fallhöhe steckt. Und so habe ich angefangen zu recherchieren, habe mich mit Brokern getroffen, mit Börsenanalysten, mit Bankern, habe mit denen Gespräche geführt, versucht, ihre Denksysteme und Handlungsmuster zu begreifen. Es war interessant zu sehen, wie sie reagieren, wenn man ihnen sehr persönliche Fragen stellt: Was hat der Beruf für Auswirkungen auf das Privatleben, wie zeichnet sich die enorme Geschwindigkeit des Handels in ihm ab, der permanente Erfolgsdruck, die Alltäglichkeit, mit solch astronomischen Summen an Kapital zu jonglieren?" (Albert Ostermaier)

Albert Ostermaier, geboren 1967 in München, lebt in seiner Heimatstadt als Dramatiker und Lyriker. Von ihm stammen die Hörspiele "Zwischen zwei Feuern" (1994), "Zuckersüß & Leichenbitter" (1997), "Radio Noir" (1999); "Heartcore" (1999).

A
A

Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Christoph Waltz


 


1

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2001

Erstsendung: 27.04.2001 | 22:05 Uhr | 41'30


REZENSIONEN

  • Christian Deutschmann: In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 24.04.2001. S. 59.
  • Annette Vielhauer: In: Funk-Korrespondenz. 50. Jahrgang. Heft 22. 31.05.2002. S. 30.

Darstellung: