ARD-Hörspieldatenbank

Originalhörspiel



Jean Thibaudeau

Zirkus

übersetzt aus dem Französischen


Übersetzung: Helmut Scheffel

Komposition: Enno Dugend


Regie: Friedhelm Ortmann

Das Werk des vom "nouveau roman" beeinflußten französischen Dichters Jean Thibaudeau ist nicht so leicht einzuordnen. Seine Hörspiele zeigen jedoch eine unverwechselbare Handschrift. Das poetische Element überwiegt, freilich nicht im Sinne einer unkontrollierbaren, gefühlvoll-ichbezogenen Schreibweise, sondern eher in der Art einer quasi-objektiven Darstellung schillernder, konkret nicht faßbarer Lebensbereiche. In einem atmosphärischen Netz sich fortpflanzender Assoziationen versucht er Klima und Essenz der anvisierten Komplexe einzufangen, ohne sie analytisch zu bestimmen. Die Analyse erfolgt gewissermaßen auf synthetishem Wege. Auf diese Weise hat er in dem Hörspiel "Theatre imaginaire" den künstlerischen Bezirk ds Theaters poetisch eingekreist und in "Schlachtengemälde" das Phänomen Krieg darzustellen versucht, das sich gerade in der poetischen Collage- Technik des Autors als entsetzlichste Verblendung des menschlichen Geistes demaskiert. Analog dem Modell, in dem er zum Beispiel die Elemente des Fußballspiels und seine ästhetische Ausstrahlung in dem Hörspiel "Fußballreportage" kondensierte, bannt er auch in "Zirkus" Wesen und Atmosphäre dessen, was sich in der Erscheinung Flucht unter dem Zirkuszelt ereignet. Das Hörspiel ist in Klima und Inhalt am ehesten den Zirkusbildern Chagalls vergleichbar. Es setzt sich aus monologischen Partikeln zusammen, ohne daß ein durchgehender Handlungsfaden die scheinbar zersprengten, jedoch virtuos ausbalancierten Teile durchzieht und verbindet: ein poetisches Geflecht von Stimmen, dessen räumliche und atmosphärische Tranzparenz sich erst in der stereophonischen Wiedergabe voll erschließen dürfte.

Erstausgestrahlt vom Bayerischen Rundfunk; der WDR wiederholte das Hörspiel am 28. Mai 1967.

"Zirkus" ist das erste vom WDR produzierte (!) Stereohörspiel, in Kooperation mit SFB und BR. Es wurde als drittes Stereohörspiel nach dem Vierteiler "Das vierte Skalpell" von Hans Gruhl, einer Produktion des SFB in Kooperation mit dem WDR, und "Manfred" von Lord Byron, einer WDR-Produktion, deren Produktionstermin nach "Zirkus" liegt, gesendet.

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Margot Leonard
Horst Bollmann
Jürgen Goslar
Günther Lüders
Christian Rhode
Helmut Wildt

Orchester: Orchester Kurt Edelhagen


 

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Westdeutscher Rundfunk / Sender Freies Berlin / Bayerischer Rundfunk 1967

Erstsendung: 23.05.1967 | 64'08

Darstellung: