ARD-Hörspieldatenbank

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Hörspiel



György Sebestyén

Draußen beim Hahnenhof



Regie: Heinz-Wilhelm Schwarz

"Unschuldig sind wir immer, nicht wahr meine Damen und Herren - ruhig ist unser Gewissen, ein wundersamer Museumsdirektor ist das Gedächtnis, er stellt das Erhabene aus und lässt das Blamable irgendwo im Keller verschwinden. Mit der größten Natürlichkeit, wie nebenbei, geht das alles vor sich: Mord und Totschlag und nachher die Abwälzung der eigenen Verantwortung auf die Umwelt und nachher das liebliche Leben mit einem guten Gewissen und nachher - wenn sie eintritt - auch die Sühne. Sie kommt völlig unerwartet, ein Blitz aus heiterem Himmel. Wie denn anders, wenn die Sünde in den Tiefen der Zeit und des Bewusstseins längst versunken ist? Was draußen beim Hahnenhof geschah, hat mit Krieg und Diktatur samt Folgen nur zufällig etwas zu tun. In Kriegen, unter Diktaturen sündigt sich es eben leichter. Es geht aber hier um die Sünde überhaupt und um die Sühne, die für andere wieder zur Sünde werden kann und so fügt sich Kettenglied an Kettenglied. Ohne Ende? Wir werden ja sehen, meine Damen und Herren, wir leben ja lange."

Diese Bemerkung gibt György Sebestyén, geboren 1930 in Budapest, seinem neuen Hörspiel mit auf den Weg. Nach dem Studium der Ethnographie und vor der fluchtartigen Übersiedlung nach Österreich 1956 betätigte er sich als Dramaturg und Redakteur. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Wien und schreibt in seiner zweiten Muttersprache: Deutsch. Nebst zahlreichen Essays, Feuilletons und Artikeln veröffentlichte er die Romane "Die Türen schließen sich" (1957), "Der Mann im Sattel" (1961), "Die Schule der Verführung" (1964) sowie den Reisebericht "Flötenspieler und Phantome" (1965) und "Lob der Venusbrust", gastrosophische Notizen (1966). Im Herbst 1967 erscheint seine Anthologie "Beispiele. 32 österreichische Erzähler der Gegenwart." Nach seinem ersten Hörspiel "Einen Apfelbaum fällen" (vom WDR 1965 erstgesendet) und einem weiteren, "Rendezvouz in der Knochenschale", ist "Draußen beim Hahnenhof" das dritte Hörspiel des ungarischen Autors. Dieses Hörspiel ist für die Sendereihe "Hörspiel in der Diskussion" im 3. Programm vorgesehen.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Friedrich W. BauschulteToni
Horst Michael NeutzeRudi
Heinz SchachtHeinz Polster
Grete WurmFrau Weber


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Westdeutscher Rundfunk

Erstsendung: 1967 | 33'25

Darstellung: