ARD-Hörspieldatenbank

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Ars acustica



Ulrich Bassenge, Bernhard Jugel

Schallarchiv - eine Trilogie (2. Teil: radio daze)


Technische Realisierung: Hans Scheck, Adele Kurdziel

Regieassistenz: Martin Trauner


Realisation: Ulrich Bassenge, Bernhard Jugel

"Radio war ein nächtliches Ereignis. Es hatte etwas angenehm Gefährliches, etwas zart Unerlaubtes." (Ror Wolf 1988) Die Aufnahme führt unweigerlich zur Sendung, wie das Sprechen zum Hören führt. Oder war es umgekehrt? Die Archive wollten klingen. Der Rundfunk wollte senden. So passte es zusammen. Es fanden sich Hörer. Am Anfang bezahlten Werbefirmen das Programm: Bier-, Mehl- und Seifenfabrikanten finanzierten "radio shows". Es entstanden Seifenopern, es gab Live-Musik, es wuchsen lokale, nationale, internationale, globale Stars. Der Futurist Velimir Chlebnikov sah das Radio der Zukunft als Instrument totalitärer Machtfantasien auf nationaler Basis. Er behielt Recht. Das Radio bot: Unterhaltung, Information, Bildung. Das Radio spielte: den Soundtrack zu Revolution, Restauration, Revision. Das Radio war: Begleitung, Lehrer, Fahrzeug, Droge. Das Radio ermöglichte neue Kunstformen: Hörspiele, Sportreportagen, Radiokompositionen. Die Sendung als Sendung, die Emission als Mission, Erweckung und Exorzismus. Die körperlose Stimme des Apparates spricht zu uns aus der Dunkelheit - ist es wirklich die Stimme eines Freundes? Pannen, Pausen, Sendelöcher: alles war möglich im Radio - und vor dem Radio: tanzen, lieben, lauschen. Man wurde erwachsen vor dem Radio. Man war allein vor dem Radio. Man saß gebannt vor dem Radio. Es blieb Magie, so wie das kleine grüne Auge - hat es geblinzelt oder nicht? Diese Tage sind fast vorbei. Ein Epitaph für das Radio, so wie es manche schon nicht mehr kennen. Ob Röhre oder Transistor, ob Kofferradio oder Schneewittchensarg, ob Bakelit, Holz oder Metall - es bleibt unser liebstes Massenmedium. "Jetzt kommt unsere Sendung!" (Kinderfunkansage der Fünfziger Jahre)

Ulrich Bassenge, geboren 1956 in München, ist Autor und Musiker (bei "Sparifankal" und "Embryo"). Er schrieb die Filmmusiken zu "Spaltprozesse", "Living Buddha" und "Die Macht der Bilder - Leni Riefenstahl" (Emmy 1993). Bassenge ist Hörspielautor, -komponist und -regisseur, u.a. beteiligt an "fusion" (BR 1989, lobende Erwähnung beim Prix Italia), "eurohymne" (mit Herbert Kapfer, BR 1990, civis-Preis), "Jandls Dilemma" (von Ernst Jandl, BR 1992), "Maria Volk Goldberg Remix" (BR 1998), "Makrophon" (von Valeri Scherstjanoi, BR 2000), "to be on your own" (BR 2001), "forecast" (HR/Autorenproduktion 2002), "Störung" (von Britta Höper, BR 2002).

Bernhard Jugel, geboren 1957 in Scheinfeld, lebt in München als Journalist, Moderator und Medienarbeiter. Er führte Regie bei vielen Hörspielen, u.a. bei "Das Radio der Zukunft" (von Velimir Chlebnikow, BR 1995), "Dienstag" (von Helmut Krausser, BR 2000, Hörspiel des Jahres), "Metropolis" (nach Thea von Harbou/Fritz Lang, BR 2001, Hörspiel des Jahres), "Rosa-Die Akte Rosa Peham" (von Thomas Harlan, BR 2001, Hörspiel des Monats April), "Amokkopf" (von Michael Farin, HR 2001), "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" (nach Fritz Lang/Thea von Harbou, BR 2003).

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Mitwirkende

Sonstige Mitwirkende
Abbott and Costello, Adolph Hofner and his Texans, Akufen, Albert Einstein, Android Sisters, Arbogast and Ross, Bill Nelson, Bonzo Dog Doo Dah Band, Brown Nose Radio Show, Captain Beefheart, Carl Weissner und Jürgen Ploog, Doktor Frings, Doctor Oblivion, Donna Summer, Embryo, Ernst Horn, Franz Engel und Fritz Wiesenthal, Fritz Hausmann, u.a.


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2003

Erstsendung: 17.10.2003 | 53'00


AUSZEICHNUNGEN


REZENSIONEN

  • Frank Kaspar: In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 10.10.2003. S. 41.
  • Waldemar Schmid: In: Funk-Korrespondenz. 51. Jahrgang. Nr. 44-45. 31.10.2003. S. 26f.
  • N. N.: epd Medien. Nr. 91. 19.11.2003. S. 22.
  • N. N.: In: Funk-Korrespondenz. 51. Jahrgang. Nr. 47. 21.11.2003. S. 25.

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