ARD-Hörspieldatenbank
Essay
"zu wüten gegen ein stummes Ding" - Moby Dick und das Radio
Technische Realisierung: Christine Gamel
Regieassistenz: Stephanie Samesch
Realisation: Julian Doepp
Wale sprechen nicht. Aus ihrem Körper dringt "keine Silbe, kein Knurren, Grunzen oder Brüllen", schreibt Herman Melville. Wie lässt sich so ein "stummes Ding" im Radio darstellen? Paradoxerweise hat Moby-Dick gerade akustisch Karriere gemacht. Im nordamerikanischen Raum ist der weiße Wal in allen hörbaren Genres zu finden - darunter die "Moby-Dick"-Kantate des Komponisten Bernard Hermann, Hörspiele von Orson Welles oder von dem Komiker-Duo Abbott & Costello, das Musical "Moby Dick!" oder eine Performance von Laurie Anderson. Mehr als ein Dutzend Hörstücke, die auf Melvilles Roman beruhen, wurden auch vom deutschsprachigen Radio produziert: von Ernst Schnabels dreiteiliger Fassung von 1948 über eine Adaption des Rundfunks der DDR von 1978 bis zum destillierten Klassiker im Fünf-Minuten-Format aus den 90ern. Eine Dokumentation über "Moby-Dick" im Radio als Auftakt zur zehnteiligen Hörspielserie von Klaus Buhlert: Der neue "Moby-Dick" geht über die Abenteuergeschichte von der Jagd auf den Wal hinaus und übersetzt erstmals auch Melvilles stilistisc he Experimentierfreude und scharfe Gesellschaftskritik ins Medium Radio.
Julian Doepp, geboren 1970, leistet redaktionelle, dramaturgische und konzeptuelle Mitarbeit in der Abteilung "Hörspiel und Medienkunst" des BR. U.a. arbeitete er mit am "mk - Magazin für Medienkunst", bei dem Medienkunst-Festival "intermedium 2", beim Projekt "one word one sound" und weiteren Online-Projekten.