ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Vernehmung einer Landschaft
Regie: Wolfram Rosemann
An der alptraumhaften Dummheit einer normalen Gemeinde gehen zwei unterprivilegierte Außenseiter zugrunde. Die ausgerissene, zwölfjährige Waise, Anne, stiehlt für den unbürgerlichen Maler Pahl, der in einem Schuppen haust, das Essen und malt mit an dem Bild, das der Gemeinderat für den Versammlungs- und Festsaal bei ihm in Auftrag gegeben hat. Es werden grausige Köpfe, die den Zuschauer zu fressen scheinen. Für den Maler und das Mädchen bedeuten diese Visionen die Wirklichkeit. Und sie werden es: die Bürger, empört, als zähnebleckende Fratzen dargestellt zu sein, prügeln den Maler vor seinem Bild tot, als zähnebleckende Fratzen. Das Hör-Stück spielt vor allem im erklärenden und sich ergänzenden Kontrast der verschiedenen Sprachebenen: das Kind spricht expressiv, voll Phantasie, der Maler in naiv erzählerischer Metaphorik, die Leute in halbfertig formulierten Meinungen und Floskeln, während die Protokolle in hölzernem, beschönigendem Amtsdeutsch eine behördlich genehme Wirklichkeit konstruieren. (Pressetext)