ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel, Dokumentarhörspiel
Wolfgang Schiffer, Charles Dürr
Verurteilt oder Christa Palms Briefe in den Knast
Regie: Heinz Wilhelm Schwarz
Januar 1963 wird Manfred Gillich bei einem Einbruch in ein Pelzgeschäft gestellt und in U-Haft genommen. Zu dieser Zeit arbeitet seine Verlobte, Christa Palm, als Serviererin in einer Kölner Gaststätte, die von der Mutter des Inhaftierten betrieben wird. Christa ist im zweiten Monat schwanger, ihre Hochzeit mit Manfred wird im Gefängnis stattfinden. Im August 1963, zwei Tage nach Christas Entbindung, wird Manfred Gillich wegen gemeinschaftlichen Diebstahls in acht Fällen zu zweineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. So weit die Daten eines Falles, der kein Einzelfall ist und der allgemeineres Interesse insofern verdient, als das Hörspiel, dem dieser (authentische) Fall zugrundeliegt, einen Aspekt unseres Strafvollzugs aufgreift, der in zahlreichen Beiträgen zu diesem Thema übersehen oder jedenfalls nur am Rande behandelt worden ist: Im Mittelpunkt dieses Dokumentarhörspiels steht nicht die Situation des Inhaftierten, sondern die seiner Verlobten und späteren Frau "draußen". Die zitierten Briefe an den Mann im Knast sowie die daraus entwickelten Dialogszenen geben Hinweise und Einblick in die Sitaution der sogenannten "Ganoven-Bräute" in unserer Gesellschaft. Prozeduren der Gefängnis-Bürokratie, Querelen im Familienkreis, die entwürdigende Behandlung durch eine Beamtin des Sozialamts - all das wird sich schließlich auch auf Christa Palms Ehe auswirken.
Wolfgang Schiffer, Jahrgang 1946, studierte Jura, Literaturwissenschaft und Philosophie, lebt in Köln: er veröffentlichte 1974 den Roman "Die Befragung des Otto B.", 1976 erscheint von ihm ein Band mit Lyrik und Kurzprosa "Kinderblut und Schwertfischauge".
Charles Dürr, Jahrgang 1946, lebt als Musikjournalist und Taxifahrer in Köln. "Verurteilt" ist das erste Hörspiel der beiden Autoren.