ARD-Hörspieldatenbank
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Originalhörspiel
Über Abilio
Regie: Klaus Mehrländer
Der Fall ist authentisch, portugiesische Zeitungen haben viel darüber geschrieben: Abilio, ein vaterloser Bauernjunge aus dem Alentejo, hat sich elf Jahre lang im Hause seiner Mutter versteckt gehalten, um nicht eingezogen und in den Kolonialkrieg nach Afrika verschickt zu werden. Und seine Mutter erzählt niemanden etwas, auch nicht Abilios bestem Freund Augusto, auch nicht seiner Verlobten Melinha; Abilio sei heimlich ins Ausland gegangen, um Arbeit zu finden. Und auf der Maisstrohmatratze seiner Kammer, hinter der Tür erlebt Abilio alles mit, was sich im Zimmer seiner Mutter abspielt: Melinhas Trauer und Sorge um Abilio, die sie mit Augusto teilt, die wachsende Vertrautheit zwischen den beiden, Melinhas Heirat mit Augusto, das Kind, das kommt - Albilio rührt sich nicht in seinem Versteck, auch nach dem 25. April nicht, er kommt erst hervor, als das MFA, die Bewegung der Streitkräfte Portugals den Krieg in Afrika beendet. Heute hilft Abilio Augusto und Melinha bei der Feldarbeit, hütet das Kind... (Pressetext)
Gustav Adolf Himmel, der, 1928 geboren, seit Jahren in Portugal lebt (er veröffentlichte den Roman "Überfahrt" und schrieb u.a. die Hörspiele "Altes Kinderlied", "Die Kröte"), erzählt diese Geschichte doppelt gebrochen. Er führt einen ausländischen Besucher in ein portugiesisches Straßencafé, wo ein Volkssänger Balladen vorträgt, unter anderem die von Abilio, dessen Tat lyrisch-verklärt, fast als Heldentat geschildert wird. Und er spielt seinem Besucher, als der die Geschichte nicht glauben will, ein Tonband festgehaltenes Gespräch vor, in dem sich eine Gruppe portugiesischer Kinder über Abilio unterhält. Und das Erstaundliche: Auch die Kinder verurteilen Abilio nicht, der sein Leben mehr liebte als Ehre, Vaterland und persönliches Glück. Abilio widerfährt, im Gegenteil, Verständnis, und der engagierte, ruhige Dialog der Kinder wird, für den ausländischen Besucher, zu einer Lektüre in einer anderen Kultur, zur Einführung in ein Denken, das die Angst eines Menschen begreift als etwas Menschliches.
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