ARD-Hörspieldatenbank

1

Hörspielbearbeitung



Heinrich von Kleist

Klangraum Marionettentheater

Hörstück


Vorlage: Über das Marionettentheater (Prosa)

Bearbeitung (Wort): Götz Lemberg

Dramaturgie: Holger Rink

Technische Realisierung: Jörg Huke


Regie: Götz Lemberg

"Klangraum Marionettentheater" entstand in der Auseinandersetzung des Autors mit Heinrich von Kleists berühmtem Text "Über das Marionettentheater", der vom 12. bis zum 15. Dezember 1810 in vier Ausgaben der "Berliner Abendblätter" erschien, mit denen der Autor seinen Lebensunterhalt bestritt. Die Zeitgenossen haben das Stück Prosa fast völlig ignoriert. Erst als die Kleist-Forschung zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts richtig in Schwung kam, avancierten die wenigen Druckseiten zum Schlüsseltext. Kleist thematisiert in seinem Essay auch die Beziehung zwischen Bewusstsein, Geist und Körper. Vorstellungen vom gesunden Geist im gesunden Körper lässt er weit hinter sich und berührt Einsichten, die bei uns erst im 20. Jahrhundert durch die Entwicklung der modernen Psychologie und durch das Interesse an östlicher Philosophie und Meditation breitere Aufmerksamkeit gewonnen haben. Den Kleistschen Text in einen Tanz aus Klängen zu verwandeln, dieser Bewegung einen Bild-Raum zu geben, in dem das Fragmentarische des menschlichen Bewusstseins augenfällig wird - das war die Vision von Götz Lemberg am Beginn seiner Arbeit an der Raum- und Klanginstallation "Klangtanz", die im Rahmen der 10. Kleistfestspiele 2002 in der Marienkirche in Frankfurt/Oder entstanden ist. Das akustische Material der Klanginstallation ist Grundlage des Hörstücks. Die Vielfalt der Themen, die Kleist anspricht, sollte in der klanglichen Interpretation von einzelnen Schlüsselworten zum Ausdruck kommen. Fünf Sängerinnen und Sänger interpretieren die zentralen Begriffe des Textes: Grazie, Anmut, Gott, unendliches Bewusstsein, Marionette, Marionettentheater, Bewegung, Tanz. Die ganze Palette an stimmlichen Ausdrucksmöglichkeiten ist für die Klangkompositionen verwendet worden. Diese ertönen, wenn die Schlüsselbegriffe im Text auftauchen und führen dann ein bewegtes Eigenleben. Sie breiten sich aus, vereinzeln oder wiederholen sich, umkreisen einander, beschleunigen sich, springen und fallen, formen sich zu Chören und werden wieder zu Solisten. Aus diesem klanglichen Repertoire entfaltet sich eine Vielzahl von Stimmungen, Rhythmen und Melodien. Sie werden im Verlauf der Gesamtkomposition zu einer komplexen Bewegung.

Götz Lemberg, geboren 1963in Frankfurt am Main, studierte Geschichte und Amerikanistik in Berlin. Seit 1995 arbeitet Lemberg als freier Künstler im Bereich Licht-, Klang-, Rauminstallation. Zudem produziert er als Autor und Komponist Hörstücke für das Radio. Zum Thema Hören entwickelte Lemberg eine umfangreiche Werkreihe aus 22 Installationen. Diese Werkreihe umfasst mehrere Ausstellungen. Sie begann im Rahmen des Klangkunstfestivals sonambiente mit "Hörräume" (1996), gefolgt von "Klänge der Stille" (1997), "Embrionica" (1998) und Ex-Animo (1999/2000). Sie endete mit der Ausstellung "Klangtranstase" (2000) in der Bremer Glocke. Zu Lembergs Hörstücken gehören: "Blaue Sinfonie" (Autorenproduktion für RB 2001) und "Liebes, Spiel!" (Autorenproduktion für RB 2001). Götz Lemberg lebt und arbeitet in Berlin.

A
A

Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Peter Simonischek

Ensemble: Die Maulwerker

Musik: Ada Belidis (Sopran)

 


1

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Radio Bremen 2002

Erstsendung: 20.12.2002 | 22:05 Uhr | 40'36

Darstellung: