ARD-Hörspieldatenbank
Originaltonhörspiel
Rotkäppchen und die Wölfe
In diesem Fall geht es um das Trebemädchen Marianne H., über dessen Befragung und Therapie Hans Häußler schreibt: "Meine Frau und ich haben Marianne H. Anfang 1970 kennengelernt. Ein ehemaliger Strafgefangener der Sozialtherapeutischen Abteilung der Strafanstalt Berlin-Tegel, Jimmy B., der Marianne H., die damals auf Trebe war (nicht gemeldet, ohne festen Wohnsitz und auf Grund dessen ständig die erneute Einweisung in ein Heim erwartend), auf dem Kietz kennenlernte, brachte sie zu uns mit. Marianne H. war damals 16 Jahre alt und hatte, außer zu einigen Zuhältern am Bahnhof Zoo, die sie auf rücksichtslose Weise ausnutzten, keine sozialen Bindungen. Jimmy, der sich für Marianne interessierte, hatte die Hoffnung, daß sie aus dem Zustand der Verwahrlosung, in dem sie sich damals befand, durch den Kontakt zu uns herauskommen konnte. Marianne war intelligent genug, die Chance wahrzunehmen und besucht uns seitdem regelmäßig. Mit den Aufnahmen haben wir erst, nachdem wir uns ein Bild von ihr und ihren Verhältnissen machen konnten, etwa nach anderthalb Jahren, begonnen. Wir wollten zunächst einmal durch diese Aufnahmen Marianne mit sich selbst konfrontieren, um ihr unterentwickeltes Selbstbewußtsein etwas zu fördern. Bei diesem Vorgang haben wir Marianne ihre eigenen Aussagen mehrmals vorgespielt und aufgrund ihrer Reaktionen und den sich daraus ergebenden Widersprüchen neue Fragen formuliert. Tatsächlich besserte sich der Zustand von Marianne H. so weit, daß sie nach etwa zwei Jahren eine Stellung annahm und Jimmy B. die Absicht hat, sie zu heiraten. Das Material für diese Sendung, dessen Wahrheitsgehalt wir aufgrund unserer Methode und den seit zwei Jahren laufenden Gesprächen nachprüfen konnten, besteht nur aus Auszügen wesentlich umfangreicherer+ Aufnahmen."
