ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Für eine bessere Welt
Vorlage: Für eine bessere Welt (Theaterstück)
Redaktion: Manfred Hess
Dramaturgie: Manfred Hess
Technische Realisierung: Dietmar Rözel, Christiane Köhler
Regieassistenz: Kirstin Petri
Regie: Leonhard Koppelmann
Schimmelpfennigs episches Stimmenspiel erzählt in Monologen, Dialogen und traumgleichen Prosapassagen von der Allgegenwärtigkeit des Krieges, von seiner geradezu mythisch anmutenden Präsenz in heutigen Zeiten, in denen er real geschieht und vermittelt über die Mattscheibe in imaginären Spielfilmszenen wie gestellten Nachrichtensequenzen in unsere Wohnzimmer dringt. Die kämpfenden Frauen und Männer haben eine normale, eine profane Geschichte als Barkeeper oder Fotomodell. Doch irgendwann scheint diese ausgelöscht. Schimmert wie ein fernes, dumpfes Licht über den Alltag, den Krieg. Warum er geführt wird, ist schon lange nicht mehr relevant. Verlorene Ziele in Afrika. Soldaten, vergessen im Dschungel. Die Unwirklichkeit wuchert, der Glaube an das Übersinnliche schlingt sich in die Ratio. Das Archaische gedeiht in der soldatischen Isolation, so dass fehlgeleitete Schottenröcke die Basis einer neuen Identität bilden können oder Sex mit der Vorgesetzten den feindlichen Todesschuss ankündigt. Dinge geschehen, die nicht mehr erklärbar sind. Das Grauen ergreift Besitz, die Angst ist nur noch schwer zu betäuben. Und irgendwann ist sich jeder der nächste. Wenn das Wasser knapp wird, bekommt der Kampf wieder einen Sinn. Da braucht es keinen Feind, da reicht der Freund in der anderen Truppe. Der Krieg als Konstante bleibt bestehen. Leonhard Koppelmann realisiert das Stück über eine an Musiktracks orientierten Ästhetik mit dokumentarischen O-Tönen. Die Grenzen des Wirklichen und Unwirklichen des Krieges verschwimmen in dessen Inszenierung, obgleich der unverrückbar harte und unmenschliche Kern immer wieder durchscheint: für eine bessere Welt!
Roland Schimmelpfennig, 1967 in Göttingen geboren, zählt mit seinen Hörspielen (u.a. "Krieg der Wellen", hr 2000, "Angebot und Nachfrage", hr 2003), Theaterstücken ("Vorher/Nachher", 2001) und Opernlibretti zu den auch international erfolgreichen deutschsprachigen Autoren. Seine Texte zeichnen sich durch eine offene Struktur aus, die sie sowohl für das Hörspiel wie auch für das Theater eignet, dabei aber eine andere, der jeweiligen Darstellungsform entsprechende Umsetzung verlangen.