ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Sie ist da
Vorlage: Elle est là (Theaterstück, französisch)
Übersetzung: Elmar Tophoven
Regie: Raoul Wolfgang Schnell
Nathalie Sarraute hat das erste Buch geschrieben, dem die Bezeichnung Nouveau Roman zusteht. Schon der Titel "Porträt d'un Inconnu" (1948) ("Porträt eines Unbekannten") gab das Stichwort ihrer Kunst: Das Unbekannte, das fast Unsagbare, das Unsichtbare auch, ist ihr Thema. Von Anfang an wendet sie sich einem Bereich zu, wo die Vorgänge sich einer konventionellen Wiedergabe entziehen. Nathalie Sarraute hat zwei Hörspiele geschrieben "Das Schweigen" und "Die Lüge", in denen sie ins Hörspiel eine Form des Dialogs einführt, die als Sub-Konversation zu bezeichnen ist. Auch ihr neues Stück "Sie ist da" arbeitet nach dieser Methode: Das Unausgesprochene im Dialog einzukreisen. Antagonisten: Ein Vorgesetzter und eine Untergebene. Es geht um einen Konsens. Er ist verunsichert durch die Miene seiner Mitarbeiterin, die seine Meinung nicht zu teilen scheint. Ihre Verschwiegenheit bedroht seine 'Wahrheit'. Anstatt ihren möglichen Widerspruch zu dulden, will er den Keim der Kritik mit allen Mitteln ausmerzen. Dem Vorwurf der Unduldsamkeit begegnet er mit Pseudotoleranz. Die unbequeme, 'unheimliche' Idee, die in dem fremden Kopf steckt und die sich in der Phantasie des Verunsicherten zu einer Boa constrictor auswächst, ist austauschbar. Diesmal ist sie nicht ein ästhetisches Urteil wie in Nathalie Sarraute's letztem Hörspiel C'est Beau ('Das ist schön!'), sondern vermutlich die Meinungsfreiheit. Der Autorin gelingt es, mit den Mitteln vorgeprägter Sprache Automatismen des Selbstbetrugs bewusst zu machen und somit die Fähigkeit zur Selbstkritik zu fördern, die durch alte und neue Sprachklischees immer wieder beeinträchtigt wird." (E. Tophoven) (Pressetext)