ARD-Hörspieldatenbank

Essay



Heinrich Vormweg

Realismus oder Realistik

Resümee zur Hörspielsituation

"Zwischen Familienserie und O-Ton, neuer Innerlichkeit und neuestem Realismus war in den letzten Jahren auch im Hörspiel vieles möglich. Zweierlei fiel dabei auf: Eine oft allzu eifrige Distanzierung von den Verfahrensweisen des Neuen Hörspiels, die das Heil dann nicht selten im Rückgriff auf das gute Alte sah, und - zugunsten des schlicht Inhaltlichen - eine betonte Abneigung, weiterhin die medialen Bedingungen zu reflektieren, insbesondere die Eigenbedeutung von Sprache. Der Umgang gerade mit Sprache geriet wieder mehr zur Sache des Unbewussten, zur irrationalen Sache von Individualität. Wenn sich inzwischen auf's Neue Realismus als das Erstrebenswerte darstellt, das man auf dem Weg nach Innen ebenso wie im Blick auf gesellschaftliche Veränderung, so und so stets im Interesse größerer Wirkung, zu erreichen sucht, so ist es an der Zeit, einige Grundvoraussetzungen literarischer, künstlerischer Auseinandersetzung mit Wirklichkeit in Erinnerung zu bringen. Sie sind spätestens seit Brecht's Unterscheidung zwischen "für Realismus sein" und "Realist- sein" bekannt und sie ermöglichen es, gemeinsame Nenner sogar des konkret-experimentellen und des realistischen Hörspiels zu bezeichnen. Sie sind jedoch immer wieder verdrängt worden, nicht zuletzt auch in den Realismus-Diskussionen. Ohne Beachtung dieser Voraussetzungen aber gerät alles scheinbar Neue zu Rückfällen. Gerade für's Hörspiel, das weiterhin wichtigstes Erprobungsfeld der Literatur ist, bleibt ihre praktische Umsetzung konstitutiv." Heinrich Vormweg, kenntnisreicher Interpret der Hörspielentwicklung, untersucht in seiner Sendung unter dem Aspekt "Realismus oder Realistik?" die Hörspielsituation heute. (Pressetext)

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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Westdeutscher Rundfunk 1977

Erstsendung: 07.03.1977 | 73'05

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