ARD-Hörspieldatenbank

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Feature


intermedium@utopia station


Julian Doepp

intermedium@utopia station (15. Folge: Jedermann sein eigener Sender)

Radio als Utopie


Technische Realisierung: Hans Scheck, Sieglinde Hermann


Realisation: Julian Doepp

Das Radio ist überall zugleich - im Wortsinne ein ou-topos, Nicht-Ort. Die Utopien, die sich mit dem Medium verbinden, führen direkt zu Helmut Heißenbüttels grundsätzlicher Frage: "Was sollen wir überhaupt senden?" Und darüber hinaus. Von Anfang an bildete das erste elektronische Massenmedium eine Projektionsfläche für utopische Entwürfe. Bertold Brecht forderte 1932, das Radio nicht nur als Sender zu begreifen, sondern als Kommunikationsapparat, um "den Zuschauer nicht nur hören, sondern auch sprechen zu machen". Der russische futuristische Dichter Velimir Chlebnikov entwickelte schon 1921 in seinem Manifest "Das Radio der Zukunft" eine Vision vom Rundfunk als "Geistige Sonne des Landes", die niemals untergehen darf, denn "die kleinste Pause in der Arbeit des Radios hätte eine geistige Ohnmacht des ganzen Landes zur Folge". Andere historische Utopien entwerfen das Radio als "reinen Organismus aus radiophonischen Empfindungen" (Filippo Tommaso Marinetti), als Weg zu einer internationalen Sprache (Rudolf Arnheim), als "Erweiterung des zentralen Nervensystems" (Marshall McLuhan) oder als Mobilisierungsinstanz (Hans Magnus Enzensberger). Die Sendung von Julian Doepp beleuchtet neben utopischen Visionen auch Versuche, utopisches Radio praktisch umzusetzen, von Piratensendern über experimentelles Hörspiel bis zu Net-Radio - und fragt, welche Utopien das Radio aktuell entwickeln kann.

Julian Doepp, geboren 1970, ist redaktioneller, dramaturgischer und konzeptueller Mitarbeiter in der Abteilung "Hörspiel und Medienkunst" des Bayerischen Rundfunks.

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Franziska Ball
Heiko Ruprecht


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2004

Erstsendung: 26.11.2004 | 58'35

Darstellung: