ARD-Hörspieldatenbank

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Originalhörspiel, Kurzhörspiel, Science Fiction-Hörspiel



Friedhelm Jeismann

Ich kürze ihren Arm, Madam

Ein Monster-Hörspiel

Eine Sendung des Schulfunks


Technische Realisierung: Rainer Czekalski, Ruth Hofmann

Regieassistenz: Erika Reichenbach


Regie: Ulrich Gerhardt

Nach dem Vorbild Frankensteins schafft ein Chirurg durch Totaltransplantation ein weibliches Wesen. Prof. Stein liebt die Menschen. Aber er leidet darunter, immer nur reperativ, nie wirklich kreativ gewesen zu sein. Jetzt soll seine Liebe konkrete Gestalt annehmen. Als Ausdruck seiner Zuneigung will er den Menschen plastisch vor Augen führen, wie unvollkommen sie sind. Die Menschheit braucht keine Theorien, sondern Vorbilder. Doch unter allen wirklich Großen der Geschichte war nicht eine einzige Frau. Das soll sich jetzt ändern. Schon einmal hat jemand ein derartiges Experiment gewagt und ist gescheitert. Ihm standen nur primitive Mittel zur Verfügung, aber seit Huxley gibt es die subkonsziose Sozialisierung, und die Möglichkeiten der plastischen Chirurgie garantieren selbst im ungünstigsten Fall ein erträgliches Maß an Monstrosität. Zusammen mit seinem Assistenten Franken macht Stein sich an die Arbeit. Natürlich geht es nicht ohne Opfer, aber haben nicht Revolutionen, ob mit Guillotine oder Skalpell, immer Opfer gekostet? Und dann ist sie fertig. Frankensteins Geschöpf wurde böse, weil es häßlich war und hassenswert schien. Sie aber ist schön, und sie wird klug sein. Ein jungfräuliches Gehirn, frei von Vorurteilen, mit der Quintessenz aller menschlichen Erkenntnis, in der Hülle einer Frau. Sie fühlt sich als Mensch wie alle anderen, wenn sie auch aus den vorzüglichsten Teilen harmonisch zusammengesetzt ist. Sie scheint geradezu stolz darauf zu sein, daß sie Stückwerk ist. Wenn sie jedoch allzusehr ihre Herkunft betont und sich zum biologischen Außenseiter macht, wird die Gesellschaft sie nicht an die Spitze lassen. Aber die Menschen verehren sie. Es scheint, als seien sie bereits auf dem Weg zur Vollkommenheit. Doch dann beginnen sich ihre Organe abzustoßen. Sie verwachsen nicht, weil sie füreinander Fremdkörper sind. Von Tag zu Tag wird sie häßlicher. Bevor sie endgültig auseinanderzufallen droht, hat sie nur noch einen Wunsch: ihm zu begegnen.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Gerd MartienzenProf. Stein
Heinz SpitznerDr. Franken
Beate MennerSie
Manfred GroteMann
Herbert WeissbachMann


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

RIAS Berlin 1972

Erstsendung: 27.07.1972 | 27'36

Darstellung: