ARD-Hörspieldatenbank

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Science Fiction-Hörspiel



Peter Stiegele

Ein Enkel auf Eis


Technische Realisierung: Fritz Gortner, Iris Hartmann


Regie: Andreas Weber-Schäfer

Um dem dramatischen Verfall des menschlichen Erbgutes entgegenzuwirken, müssen sich Mädchen vor dem 15. Lebensjahr eine Eizelle zur künstlichen Befruchtung entnehmen lassen.Je später die Befruchtung, um so weiter ist der durch schädliche Umwelteinflüsse verursachte Genverfall fortgeschritten, als dass noch gesunde Nachkommen zur Welt kommen könnten. Noch vor wenigen Generationen hatten die Vorfahren ihre Kinder völlig planlos in die Welt gesetzt. Aber die Zeiten, in denen der Ehemann ohne Rücksicht auf seine Genqualität fast immer auch zugleich der Vater der Kinder war, sind vorbei. Katja Gerber hat Glück, sie ist eine Art Idealmutter, einer der seltenen Fälle, bei denen alle Gene noch restlos intakt sind. Nach der Entnahme der Keimzellen werden sie mit den Samenzellen eines sorgfältig ausgewählten Spenders befruchtet und nach wenigen Tagen tiefgefroren. Währenddessen feiert die Familie das Empfängnisfest, die künftige Mutterschaft der Tochter. Katja selbst freilich hat für diesen hohen Ehrentag nicht viel übrig und wäre lieber mit ihrem Freund ausgegangen. Der Samenspender ihrer zukünftigen Kinder ist Katja nicht eine Frage wert - sehr zur Enttäuschung ihres Vaters, der sich die Auswahl nicht leicht gemacht hat. Denn die Väter sind es, die eines der letzten männlichen Privilegien für sich beanspruchen, durch Wahl des geeigneten Samenspenders Charaktereigenschaften, Talent und Aussehen ihrer künftigen Enkel zu planen. Vor der Genberatungs- und Vermittlungsstelle hat er den von ihm ins Auge gefassten blonden Wunschspender erfolgreich gegen den dunkelhaarigen und seiner Meinung nach schwächlichen Favoriten seiner Frau durchgesetzt. Katja hat das Recht, selbst zu bestimmen, ob, zu welchem Zeitpunkt und wieviele Kinder sie haben will. Erst mit 20, 25 Jahren oder noch später wird sie daran denken, sich eine befruchtete Eizelle implantieren zu lassen und auszutragen, gleich ob sie dann verheiratet sein wird oder nicht. Und da sie mit Kindererziehung ohnehin nicht viel im Sinn hat, werden eines Tages, wie allgemein üblich, die überstolzen Großeltern die Enkel großziehen.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Kai FischerEva Gerber
Heinz SchimmelpfennigLars Gerber
Katharina Papadopoulos-EngelsKatja Gerber
Steffy HelmarFreundin
Brigitte BöttrichFreundin
Ludwig ThiesenDr. Markoff
Jochen NixHerr Adin
Heinz SchachtSpaziergänger


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Süddeutscher Rundfunk 1979

Erstsendung: 19.03.1979 | 49'55

Darstellung: