ARD-Hörspieldatenbank
Science Fiction-Hörspiel
Die Maschine wächst
Technische Realisierung: Susanne Vogt, Regina Günther
Regieassistenz: Oliver Kraft
Regie: Rolf Dienewald
Die neuerworbene Allround-Maschine versorgt den gesamten Haushalt und nimmt mit jeder neuen Tätigkeit unaufhaltsam an Größe zu. Sie war nicht gerade billig und sie ist kaum größer als ein Schuhkarton, aber der Verkaufsingenieur hat versichert, daß sie schon nach wenigen Wochen groß genug sein wird, um alle anfallenden Arbeiten selbsttätig zu erledigen. Strom braucht sie nur am Anfang, später richtet sie sich ihr eigenes Kraftwerk ein. Während sie wächst, muß sie durch den Trichter an ihrer Oberseite mit Rohmaterialien gefüttert werden: Büroklammern, Schrauben, Briketts, Ofenbleche - sie frißt alles, und wenn es sein muß auch die Teile eines alten Fahrrads. Bald hat sie die Größe eines Kühlschranks erreicht. Ein Druck auf einen ihrer vielen Knöpfe, deren Anzahl von Tag zu Tag zunimmt, und sie wäscht, spült, trocknet und räumt weg, alles in einem Arbeitsgang, kocht, brät, schält, kühlt, hobelt, macht ein, püriert, paniert, probiert und deckt den Tisch. Man braucht nur die erforderlichen Zutaten in den Trichter zu geben, und unten kommt der fertige Kuchen heraus. Zwischendurch schreibt sie auf Diktat, korrigiert unaufgefordert die Rechtschreibung, informiert über die Uhrzeit, liefert Definitionen und singt Schlaflieder. Erforderliche Reperaturen erledigt sie selbst. Schon füllt sie die ganze Küche aus, nachdem sie sich nacheinander Küchentisch, Besenschrank, Geschirrschrank und Herd einverleibt hat. Wo hätte sie auch sonst das Baumaterial für ihre neuerliche, nicht unerhebliche Vergrößerung hernehmen sollen? Doch was macht das, wenn sie ihre Eigentümer geduldig füttert und dabei sogar auf ausgewogene Ernährung achtet! Nach dem Schlafzimmer hat sie inzwischen auch das Wohnzimmer geschluckt. Für ihre Besitzer wird das Leben immer bequemer, auch wenn ihnen nur noch Flur und Rumpelkammer geblieben sind. Als ihnen die Bevormundung schließlich doch zu groß wird, ist es bereits zu spät: die Maschine hat die höchste Stufe ihrer Vollendung erreicht. Keine Armatur läßt mehr Eingriffe von außen zu.
