ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Jakob von Gunten
Vorlage: Jakob von Gunten (Roman)
Bearbeitung (Wort): Kai Grehn
Komposition: Kai-Uwe Kohlschmidt
Redaktion: Henning Rademacher
Technische Realisierung: Rudolf Grosser, Kerstin Heikamp
Regieassistenz: Mareike Maage
Regie: Kai Grehn
Jakob von Gunten, der aus einem aristokratischen Elternhaus stammt, besucht eine im Hinterhaus einer Großstadt gelegene heruntergekommene Dienerschule, das "Institut Benjamenta". Den wenigen Schülern stehen Lehrkräfte gegenüber, die sich im Tiefschlaf zu befinden scheinen. Nur Fräulein Benjamenta, die Schwester des Institutsleiters, unterrichtet anstelle der scheintoten Lehrer die Zöglinge. Das perfekte "Sich-Kleinmachen" und "Dienen" ist das ausgemachte Erziehungsziel des seltsamen Instituts. Die Zöglinge sollen "wenig, aber gründlich lernen". Jakobs Zukunftshoffnungen konzentrieren sich darauf, eine "reizende, kugelrunde Null zu werden" (...), "eine Person sechsten Ranges im Weltleben". Sein an skurriler Komik reiches "Tagebuch" eines Internatszöglings schrieb Walser 1908 in Berlin. Es ist der dritte und avantgardistischste Roman des Schweizer Autors, der drei Jahre zuvor selber eine Dienerschule besucht hatte. In seinem Roman - einer radikalen Apologie des Dienens als Überlebensstrategie - formulierte Walser sein tiefes Unbehagen an den gesellschaftlichen Verwerfungen seiner Zeit.
Robert Walser, 1878 in Biel in der Schweiz geboren, war Verfasser von Lyrik und Erzählprosa. Von 1906 bis 1912 lebte er in Berlin, 1913 kehrte er in die Schweiz zurück. Er verbrachte die letzten 27 Jahre seines Lebens in verschiedenen Nervenheilanstalten, seit 1933 in Herisau, wo er 1956 starb. Sein herausragender Rang als Schriftsteller wurde erst nach seinem Tod erkannt.