ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel, Kurzhörspiel, Kinderhörspiel
Papa holt mich nach Deutschland
Papa holt mich nach Deutschland (1. Folge: Rosetta aus Sizilien)
Technische Realisierung: Theresia Singer
Regieassistenz: Christine Knecht
Regie: Claudia Johanna Leist
Sie erinnert sich noch gut an das kleine sizilianische Dorf am Fuß des Ätna. Wenn der Vater vom Feld kam, durfte sie reiten. Rosettas Vater war Bauer und wäre gern dort geblieben, wenn die Ernten besser gewesen wären. Jetzt hat er Arbeit in einer Kölner Chemiefabrik gefunden, hatte die Mutter nachkommen lassen und eine Wohnung gesucht. Im März 1966 holte ihr Vater Rosetta und Vincenzo, den jüngeren Bruder, nach Köln. Rosetta freute sich. Je näher sie ihrem Ziel kamen, desto kälter und grauer wurde es. In Köln waren Rosetta und ihr Bruder den ganzen Tag allein. Die ersten deutschen Kinder, die sie kennen lernten, waren ein blonder Junge und ein blondes Mädchen. "Ich wollte mit ihnen reden, aber es ging nicht." Rosetta konnte kein Wort Deutsch. Und in der Schulklasse, in die man sie steckte, sprach niemand Italienisch. "Ich hab tagelang irgendwas von der Tafel abgeschrieben, was ich nicht verstanden hab." Da stufte man sie in die erste Klasse zurück, obwohl sie schon fast neun war. "Das war schlimm. Die Kinder haben mich veräppelt und ich konnte mich nicht wehren."
Georg Wieghaus war Lehrer, Museumspädagoge und Verlagsleiter. Er lebt und arbeitet als freier Autor und Filmemacher in Köln. Für den WDR hat er zahlreiche Hörspiele geschrieben. Er und Claudia Johanna Leist erhielten für die Hörspielreihe "Nie wieder!" den "Deutschen Hörbuchpreis 2004".