ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Der vietnamesische Eisenhans
Funkerzählung zur "Eisenhans-Variation"
Vorlage: Der Eisenhans (Märchen)
Bearbeitung (Wort): Erasmus Schöfer
Regie: Dieter Hasselblatt
Erasmus Schöfers Variante zum "Eisenhans-Märchen" der Brüder Grimm verlegt die Handlung in das vom Krieg heimgesuchte Süd-Vietnam. Aus dem Märchenprinzen wird "Jean Thai" - ein kleiner Junge unserer Tage - blond, französischer Abstammung, in Vietnam geboren. Er will erfahren, was es mit dieser Welt auf sich hat, um sich in ihr zurechtzufinden. Was er findet, sind Krieg, Elend, Tod. Er sieht Hüte wie Metalltöpfe, weinende Mütter, sterbende Tiere und brennende Wälder - und weiß nicht, warum. Er befreit den gefangenen Vietkong-Hauptmann "Lao No" (Eisenhans) und erlebt den qualvollen Foltertod seines kleinen Freundes "Tong" - macht sich Gedanken - tritt in den Dienst der Feinde, deren Lebensstil ihm in mancher Hinsicht gefällt. Aber letztendlich bekennt er sich zur Sache der Rebellen und lernt das Unrecht hassen, das die Fremden in das Land bringen. Dennoch bleibt er ein Fremdling - kehrt aus dem Dschungel in die Stadt zurück - ein Freund des aufbegehrenden Vietnam. Der in einer unmärchenhaften Welt lebende "kleine Junge" ist neugierig auf die Wirklichkeit; jedoch die Wirklichkeit, die er sieht, ist furchtbar "... ist das unsere ganze Welt? - ... ist da nicht etwas falsch? - Thai hat viel gesehen und gelernt - aber er begreift nicht das WARUM. Unauffällig, doch konsequent am roten Faden der Märchenvorgänge entlang erzählt Schöfer eine aktuelle Geschichte mit realen Bildern und drängenden Fragen unserer Zeit.
