ARD-Hörspieldatenbank

1

Hörspielbearbeitung



Elfriede Jelinek

Ulrike Maria Stuart (1. Teil)


Vorlage: Ulrike Maria Stuart (Theaterstück)

Bearbeitung (Wort): Leonhard Koppelmann

Technische Realisierung: Wilfried Hauer, Susanne Herzig

Regieassistenz: Katja Langenbach


Regie: Leonhard Koppelmann

Ein Königinnendrama: Der Konkurrenzkampf zweier Frauen, der zwei Geschichten und zwei geschichtliche Zeiten miteinander verbindet und verwebt. In ihrem jüngsten Stück verschränkt Elfriede Jelinek Schillers Heroinen Maria Stuart und Königin Elisabeth eng mit der jüngeren deutschen Geschichte. Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin ringen erbittert miteinander um eine Generallinie. Dieser Auseinandersetzung steht ein ausufernder Streit der Schottin Maria Stuart mit der rigiden englischen Königin gegenüber. Ulrike Meinhof/Maria Stuart und Gudrun Ensslin/Elisabeth I. fechten Zweikämpfe aus, in denen nicht länger Figuren, sondern Produkte von Ideologien aufeinanderprallen. Es geht um das Innerste und um das Äußerste der Wahrheit, um den politischen Glauben - und um weibliche Macht. Während die Königinnen diese mittels Geburt besitzen, benötigen die RAFlerinnen Gewalt, um sie zu erringen. Sie maßen sich an, nicht bloß an der eigenen Geschichte schreiben zu wollen - im Glauben freilich, das Volk verpflichte sie hierzu. Der Wahn, der aus der Selbstüberschätzung als antibürgerliches, revolutionäres Subjekt resultiert, macht sie blind für die Bedürfnisse der anderen, aber auch für die eigenen. Auf erschreckende Weise - zuweilen aber auch komisch bis ins Groteske - kämpfen die Rivalinnen um die Macht und um den Geliebten Baader/Leicester. Mit "Ulrike Maria Stuart" setzt Elfriede Jelinek ihr System der Montage widerstrebender Textmaterialien fort. Sie schafft aus der gebundenen Sprache Schillers, zeitgeschichtlichen Anspielungen und Zitaten aus dem Deutschen Herbst ein sprachlich dichtes Geflecht, in dem sich Erotik und Politik durchdringen. In einem Spiel des permanenten Verbergens und Herzeigens stellen sich Projektionsflächen der Figuren her, die eigene Befindlichkeiten ebenso einschließen wie das Mythische und dessen Dekonstruktion. Nach dem Schafott scheint der Kampf für die Revolution erloschen. Was schläft seitdem in unserer Gesellschaft? Schläft es wirklich? Das Unerlöste ist und bleibt unsere eigentliche Geschichte.

Elfriede Jelinek wurde 1946 in Mürzzuschlag, Steiermark, geboren. Sie studierte am Wiener Konservatorium Orgel, später auch Komposition und immatrikulierte sich zusätzlich an der Universität in den Fächern Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte. Seit Mitte der 60er Jahre widmete sie sich der Literatur in Prosa wie Dramatik. Ihre Werke wurden mit zahlreichen renommierten in- und ausländischen Preisen bedacht. 2004 erhielt sie als höchste Auszeichnung und Anerkennung ihres Werkes den Nobelpreis für Literatur.

A
A

Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Bettina EngelhardtUlrike
Hedi KriegeskotteUlrike
Ulrike KrumbiegelGudrun
Angela WinklerGudrun
Wolfgang PreglerEngel/Bader
Kornelia BojeChor der Greise
Luise DeschauerChor der Greise
Michael HabeckChor der Greise
Helmut StangeChor der Greise
Wolfgang HinzeChor der Greise
Arnulf SchumacherChor der Greise
ChrisTine UrspruchPrinz im Tower
Katharina SchüttlerPrinz im Tower
Elfriede Jelinek


 


1

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2007

Erstsendung: 13.04.2007 | 20:30 Uhr | 58'00


REZENSIONEN

  • Waldemar Schmid: In: Funk-Korrespondenz. Nr. 19. 11.05.2007. S. 29f.

Darstellung: