ARD-Hörspieldatenbank

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Hörspielbearbeitung



Franz Kafka

Der Process (2. Teil)


- Jemand musste Josef K. verleumdet haben... (Teil II) - Der Prügler - Erste Untersuchung (Teil I)


Vorlage: Der Process (Romanfragment)

Bearbeitung (Wort): N. N.

Redaktion: Herbert Kapfer, Katarina Agathos

Technische Realisierung: Andreas Meinetsberger


Regie: Klaus Buhlert

Schon eine kurze Handlungszusammenfassung läuft Gefahr, eine Erzählung linear und chronologisch-kausal nachvollziehbar zu machen, die für den Leser gerade gegensätzliche Erfahrungen bereit hält, nämlich Unauflösbarkeit von Leerstellen und Offenheit von Sinn. Noch weniger trägt sie der Entstehung des Werkes Rechnung, die weit entfernt ist von einer systematisch-linearen Vorgehensweise des Autors. Kafka hatte bei der Niederschrift zwar den Rahmen abstecken wollen, doch der Schreibprozess, der sich zwischen August 1914 und Januar 1915 erstreckte, verlief nie stringent. Der Autor arbeitete parallel an mehreren Kapiteln, schrieb unregelmäßig in verschiedenen Heften gleichzeitig und sortierte die einzelnen Textteile immer wieder in neue Konvolute um, ohne dabei eine verbindliche Reihenfolge festzulegen. Eine ebenso radikale wie überzeugende Umgangsform mit den Manuskripten fanden 1997 Roland Reuß und Peter Staengle in der historisch-kritischen Ausgabe sämtlicher Handschriften, Drucke und Typoskripte im Verlag Stroemfeld/Roter Stern. Dem Fragmentcharakter des Werkes und dem Schriftbild mit zahlreichen Korrekturen Rechnung tragend, werden die handschriftlichen Manuskriptseiten neben ihre typographische Umschrift gestellt und die überlieferten Konvolute als solche, nämlich in separaten Heften ohne endgültige Abfolge, publiziert. Diese Edition und ihr Konzept, die Variabilität eines Werkes transparent zu machen, ist Ausgangspunkt der BR-Hörspielproduktion, die sich dementsprechend nicht als Adaption oder Dramatisierung begreift.Insgesamt acht Schauspieler stellen sich mit ihren Interpretationen den Herausforderungen dieses Projekts. Reduktion und Konzentration der audiokünstlerischen Mittel sollen die Eigenarten des kafkaschen Stils und seiner Sprache hörbar machen. Wie bei den handschriftlichen Manuskripten und ihrer Edition im Medium Buch, so vermitteln sich in den akustischen Lesarten sprachliche Suchbewegungen. Der zwangsläufig linearen Anordnung der einzelnen Teile in der Sendung steht der Download im Hörspiel Pool gegenüber. Das Konzept, 16 files ohne eine eindeutige Reihenfolge anzubieten, entspricht dem der Ausgabe im Verlag Stroemfeld.

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Samuel Finzi
Corinna Harfouch
Jeanette Spassova
Thomas Thieme
Milan Peschel
Manfred Zapatka
Rufus Beck
Jürgen Holtz


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Bayerischer Rundfunk 2010

Erstsendung: 27.12.2010 | 20:30 Uhr | 52'39


VERÖFFENTLICHUNGEN

  • CD-Edition: Der HörVerlag 2011


AUSZEICHNUNGEN


REZENSIONEN

  • Helmut Hein: Irgendjemand musste Josef K. verleumdet haben. In: Mittelbayerische Zeitung 03.01.2011, S. 20.
  • Elmar Krekeler: Ein Roman kommt zum Verhör. In: Welt am Sonntag 16.01.2011,
  • Eva-Maria Lenz: Totalitäre Ausweglosigkeit. In: epd Medien 21.01.2011, S. 34.
  • N.N.: »Der Process« Hörspiel des Monats Dezember. In: Funkkorrespondenz 21.01.2011, S. 27.
  • Alexandra Kournioti: Das Geheimnis um Kafkas berühmten Romananfang. In: Bayerische Staatszeitung 04.02.2011.
  • N.N.: Kafka wider den Kanon. In: Neue Zürcher Zeitung 04.02.2011, S. 1 (bezieht sich auf die CD-Edition).
  • Hildegard Lorenz: Viele Stimmen für Josef K. In: Münchner Merkur 06.04.2011, S. 16.
  • Jochen Hieber: So haben wir Kafka nie gehört. In: Frankfurter Allgemeine, 30.12.2010, S.33
  • Stefan Fischer: Kafka-Dateien. Alles ist Sprache und Stimme: "Der Proceß" als Radiopuzzle. In: Süddeutsche Zeitung, 23.12.2010, S.15

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