ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Schweigen um Jeannette
Komposition: Bernhard Eichhorn
Regie: Heinz-Günter Stamm
"Es ist kein Schweigen mehr. Die große Stadt ist wie ein ungeheures Reservoir des Lärmes. Wenn das Schweigen zuweilen noch in einem Menschen ist, so wirkt es museal oder wie ein Gespenst."Diese Worte, mit denen Max Picard in unseren Tagen den Verlust des Schweigens beklagt, umreißen von der gedanklichen Seite her die Geschehnisse des Hörspiels. Nur Romantiker können meinen, dies alles ließe sich ändern und wäre zurückzuführen zur "Stille der Natur", während es doch wohl darauf ankommt, das Wesen des Gestrigen mit der geräuschvollen Rasanz des Heutigen in Einklang zu bringen. Die junge Jeanette, die Hauptfigur des Hörspiels, muß dies am eigenen Leib erfahren: Sie, die in den Kindertagen durch einen Schock das Gehör verlor und nun in diesem inneren Abgesperrtsein gegen die Welt "da draußen" sich ein eigenes Vorstellungsbild schuf - diese Jeanette wird zutiefst erschüttert, als ihr nach langen Jahren des Schweigens das Gehör wiedergegeben wird. Denn nichts mehr will nun in die alten gefühlsmäßigen Vorstellungen passen: Weder all das Neue, Turbulente , noch der Mann, der "Ingenieur der Traktoren", den sie in einer anderen Stunde lieben gelernt. Ihre erste Reaktion ist der Schrecken, die Flucht zurück zu dem, was sie gestern noch als Stille empfand. Doch die in schmerzhafter Prüfung gewonnene Einsicht schneidet den Rückweg ab. Jeanette fühlt, daß sie nicht einfach flüchten darf, sie beschreitet den Weg in die Welt "da draußen".