ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Das bunte Leben und der schwarze Tod von Walddorf (2. Teil: Der schwarze Tod)
Regie: Walter Adler
"Die Ohnmacht wohnt fernab von der Heerstraße des großen Krieges, der dreißig Jahre lang dauern wird. Sie hat sich versteckt hinter dem Schutzwall unwegsamer, dunkler Wälder, hofft dort, der Macht zu entkommen, nicht aufgespürt, nicht gefunden zu werden, und verliert dennoch die Gewißheit des großen Unglücks nie. Hinz, Kuno, Gelböhrchen, Toffel heißt sie, Meckerjule, Else Katzfell und Lore Plappermäulchen vom Wiesenrain. Sie sät und erntet, bestellt die mageren Äcker am Hang, treibt ihre Schafe auf den Berg in der Heide, legt Rüben in das fichtene Winterfaß und sitzt, wenn der Schnee vom Himmel herab auf das Land fällt, hinter dem Spinnrocken oder am Webstuhl. Sie heiratet, bringt Kinder zur Welt, wird auf dem Gottesacker hinter der Pfarr begraben. Es sind einfache Muster, nach denen sie lebt, und sie will nicht viel mehr als dieses einfache Leben. Aber die Macht hat anderes vor mit der Ohnmacht. Sie kommt als Feldwebel, Leutnant Obrist, als Söldner wie Ameisen, Berittene und Feuerwerker, die mit Brandkugeln schießen. Sehr groß, sehr unausweichlich und sehr überall. Und sie alle sagen, Gott sei mit ihnen, zu welcher Partei sie auch gehören, der Feuerschweif am Himmel beweise es. Und der schwarze Tod zieht im Gefolge der Macht und breitet sich aus wie ein Flächenbrand. So tanzt die Macht ihren Totentanz wie immer auch hier auf dem Rücken der Ohnmacht." (Harald Mueller)
Eine Chronik aus der Zeit des 30jährigen Krieges hat den Autor zu seinem zweiteiligen Hörspiel angeregt. Das großangelegte Historiengemälde versucht, Leben und Sprache der Epoche szenisch zu rekonstruieren.