ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Imperium (2. Teil)
Vorlage: Imperium (Roman)
Bearbeitung (Wort): Walter Adler
Komposition: Pierre Oser
Redaktion: Leonhard Koppelmann
Regie: Walter Adler
Unter Imperium verstand man im antiken Rom ursprünglich die Amts- gewalt eines Beamten, später generell den römischen Herrschaftsbereich(Imperium Romanum), davon abgeleitet weitere Groß- und Weltreiche. Krachts Imperium kommt als ironisch gebrochene Südseeballade daher, in bewusster Anlehnung (inklusive Zitate) an z.B . Joseph Conrad, Jack London und die Comicfigur Corto Maltese des italienischen Comiczeichners Hugo Pratt. Zum Protagonisten wählt Kracht aber eine reale Person. Der 27-jährige Nürnberger August Engelhardt (1875–1919) macht sich 1902 per Schiff in den Indischen Ozean auf, um in der deutschen Kolonie Papua-Neuguinea auf der Insel Kabakon eine Art religiöse Gemeinschaft namens»Sonnenorden – Aequatoriale Siedlungsgemeinschaft« zu gründen. Im Zentrum dieser neuen »Religion« stand der sogenannte »Kokovorismus«, eine Ernährungsweise, die ausschließlich aus dem Verzehr von Kokos- nüssen bestand. Man verzichtete vollständig auf Kleidung und betrachtete die Sonne als verehrungswürdigen Quell allen Lebens, und die Kokosnuss sei die Frucht, die der Sonne am nächsten stehe. Soweit die romantische, idealistische, naturverbundene, natürlich auch ein wenig naive Ausgangslage. Allerdings endet Engelhardts »Paradies« desaströs mit einigen Todesfällen – von denen manche ungeklärt bleiben. So kann und soll Imperium mit all seinen surrealen und phantastischen Verschiebungen, Umdeutungen und märchenhaften Phantasmagorien auch als »Erzählung« des deutschen Größenwahns gelesen werden, dem am Ende nicht nur die schönen gewinnträchtigen Kolonien in Afrika und der Südsee zum Opfer fallen, sondern die ein gutes Jahrzehnt später stattfin-dende Katastrophe schon erahnen lässt. In beiden Fällen steht im Zentrum des Wahnsinns ein angeblicher Vegetarier, Nichtraucher und Erbsensuppen-aficionado.
Christian Kracht, geboren 1966, ist ein Schweizer Schriftsteller, Drehbuch-autor und Journalist. »Imperium« ist Krachts vierter Roman und wie alle anderen Romane zuvor, in 30 Sprachen übersetzt worden. Der Kosmopolit Kracht klassifiziert seine Arbeiten als light entertainment und sagt aber auch: »Das höchste Erreichbare in der Kultur ist nach der Architektur die Komödie. Ich begreife meine Werke humoristisch«.