ARD-Hörspieldatenbank

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Ars acustica



Wolf Pehlke, Alfred "23" Harth, Peter Fey

Sweet Paris reloaded


Vorlage: Paris-Briefe, Rohmaterial von der CD "Sweet Paris"

Komposition: Alfred "23" Harth, Peter Fey

Redaktion: Manfred Hess

Dramaturgie: Manfred Hess

Technische Realisierung: Peter Fey


Regie: Peter Fey

Textlicher Ausgangspunkt dieses musikalischen, von Jazz und Pop geprägten Hörstücks sind Briefe, die der 1955 in Sinzheim bei Baden-Baden geborene bildende Künstler Wolf Pehlke aus Paris in den Jahren 1979/1980 geschrieben hatte. Zu dieser Zeit studierte Pehlke Malerei in Karlsruhe, wo er bis zu seinem Tod 2013 lehrte, lebte und arbeitete. In einem Nachruf des ZKM Karlsruhe ist notiert: „Als Künstler hat Pehlke nicht nur ein umfangreiches malerisches Werk vorzuweisen, er ist auch als pointierter Autor in der Nachfolge der Beat-Generation hervorgetreten.“ Pelkes Paris-Briefe verweisen mit ihrer existenziellen Verlorenheit wie subversiven Abenteuerlust auf die amerikanische Beat-Generation. Aber vor allem sind sie geprägt von Andy Warhols Pop-Kultur und bezeugen eine intime Nähe zum französischen Kunst- und Geistesleben der 80 und 90er Jahren, das im Zeichen der Postmoderne und des Neostrukturalismus stand. Von vornherein schrieb Pehlke die Briefe aber nicht naiv sondern hatte sie als literarisches Kunst-Projekt entworfen. Adressat war der junge namhafte Frankfurter Jazzmusiker Alfred Harth. Warum gerade Harth? Pehlke konnte dessen Pariser Wohnung nutzen; im Gegenzug sollten seine Texte Grundlage eines Buches und einer CD mit der Musik von Harth sein. 1990 wurden Buch und CD veröffentlicht. Einer der Mitstreiter war Peter Fey, ein Frankfurter Electro Musike, der u.a. mit Brian Eno gearbeitet hatte, und Meister des Musik-Masterings. 30 Jahre später 2020: Wolf Pehlke starb mit 58 Jahren 2013. Alfred 23 Harth lebt und arbeitet seit Jahren in Seoul. Peter Fey ist Psychiater, engagiert sich als Vorstand beim Frankfurter Bürgerradio „Radio X“ und tritt nur noch gelegentlich als Musiker auf. Fey und Harth setzen sich erneut mit dem Material auseinander, montieren die Briefe zu einem assoziativ verknüpften Hörspieltext, lassen ihn u.a. vom Schauspieler Wolfram Koch und einer weiblichen Amateurstimme interpretieren, reagieren auf alte Aufnahmen mit neuen Kompositionen und Improvisationen. Corona bedingt wird alles erst im Frühjahr 2021 fertig, um es abzumischen. Im Studio finden historische Aufnahmen wie eine Frauenstimme oder Field Recordings aus Paris von 1990 als Rohmaterial in die neue Arbeit Eingang. Das Ergebnis: Vergangenheit und Jetztzeit sind untrennbar miteinander verknüpft, übermalen sich gegenseitig. Das Hörstück erzählt vom Leben im Paris Ende der 1980er Jahre, mäandert zwischen weiblicher und männlicher Identität, sodass es nicht mehr um einen autobiographisch gesättigten Erfahrungsschatz geht, der mit dem Namen Pehlke verbunden ist. Das Stück umkreist allgemeingültig wie fragmentarisch, mal hart und verzweifelt, mal melancholisch Fragen nach dem richtigem Leben und der wahren Kunst, dem falschen Leben und dem Klischee. Es sind Fragen, die jeder Mensch und Künstler sich altersunabhängig stellt – Fragen, die auf der anderen Seite eng mit der Erfahrung der Großstadt als Metropole verknüpft sind. Das war Paris damals. Und zu allem setzt die Musik von Harth und Fey Emotionen und Bilder frei, schafft Zwischenräume, ohne die Texte zu illustrieren, emotional zu doppeln.

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Wolfram Koch
Julia Mantel
Nicole van der Plas

O-Ton
Rebecca Pauli

Musik: Alfred "23" Harth (Reeds; Noise; Soundscape), Peter Fey (Schlagzeug; Keyboard), Nicole van der Plas (Klavier; Orgel)

 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Südwestrundfunk 2021

Erstsendung: 02.10.2021 | SWR2 | 23:03 Uhr | 65'20

Geplante Wiederholungen:
18.05.2024 | SWR Kultur | 23:03 Uhr

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