ARD-Hörspieldatenbank

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Sendespiel (Hörspielbearbeitung)



Otto Ludwig

Der Erbförster

Trauerspiel in fünf Aufzügen


Vorlage: Der Erbförster (Theaterstück)


Regie: Rieth

"Otto Ludwigs "Erbförster" ist neben "Kabale und Liebe" wohl das klassischste Volkstheaterstück, alles leicht eingängig, breit charakterisiert und fast detektivhaft zugespitzt, dabei von jener Sicherheit und Bestimmtheit, die auf die Masse wirkt. Denn nur entschiedene und festgelegte Dinge ergreifen wirklich eine große Menge; alles Halbe, alles Differenzierte, alles Nervöse und Ausgesparte bleibt der Wirksamkeit auf den einzelnen vorbehalten. Ein echtes Volksstück muss darum etwas von einer populären Rede an sich haben; die Begriffe Recht und Unrecht, Gut und Böse müssen so klar umrissen, so greifbar sein, dass kein Zweifel bleiben kann. Ein Werk wie "Maria Magdalene" wird darum nie volkstümlich werden; hier ist die Motivierung zu kompliziert, zu raffiniert modern, zu echt tragisch (denn echte Tragik ist immer ganz ungewollt, ist Schicksal, ist Fatum). In "Maria Magdalene" hat jeder recht (und Hebbel war besonders stolz darauf), darum überzeugt das Werk nicht. Der Volksdramatiker darf eben nicht unsicher sein; er muss energisch Partei ergreifen; er darf nicht hin und her tasten und zum Schluss zweifelnd fragen: wo fängt das Gute an, wo hört das Böse auf; es gibt nur fließende Dinge in der Welt. Das ist sehr fein und sehr richtig, aber sehr unwirksam. Das tiefste Geheimnis aller großen Konventionen (des Staates, der Religion) ist die Bestimmtheit, die immer mit dem Verzicht auf die subtilsten Dinge erkauft werden muss. Diese Bestimmtheit imponiert, die Bestimmtheit regiert, diese Bestimmtheit überzeugt und schlägt den Menschen als Masse um so eher, als sie den Menschen als Individuum nicht in ihren Bann zwingt. So ist es auch mit dem "Erbförster"; tausend Dinge sind da bezwifelbar, wenn man sie als einzelner auf sich wirken lässt, sobald man aber als Glied der Masse untertaucht, kann man sich dem starken Impuls des Ganzen nicht entziehen." (Die Werag. 4. Jahrgang. Heft Nr. 32 vom 11. August 1929. S. 13)

"Christian Ulrich ist Erbförster auf dem Gute Düsterwalde, das sein Freund Stein gekauft hat. Seine Tochter Marie ist mit Steins Sohn Robert verlobt, Stein, der den Wald durchforsten lassen will, dem sich Ulrich widersetzt, droht diesem, ihn abzusetzen und dafür den übel beleumdeten Buchenjäger zum Förster zu ernennen. Ulrich aber bleibt hartnäckig bei seinem Widerstand und schickt seinen Sohn Wilhelm zu einem Rechtsanwalt in die Stadt. Der Wilddieb Lindenschmied, der schon lange gegen den Buchenjäger Rachepläne schmiedet, nimmt Andreas, der im Wirtshaus auf den Erbförster wartet, das Gewehr fort und tötet den Buchenjäger. Andreas, der ihm nachgeeilt ist, wird von dem Sterbenden als Mörder bezeichnet. Dem hinzukommenden Robert Stein erzählt Andreas den wahren Sachverhalt. In Düsterwalde jedoch verbreitet sich das Gerücht, Andreas hätte Robert erschossen. Der alte Stein will Rache nehmen, ebenso wie Ulrich, zu dem die Nachricht gekommen ist, Robert hätte Andreas erschossen. Er nimmt sein Gewehr und geht hinaus, um Robert zu erschießen. Aber nicht Robert, sondern seine Tochter Marie wird getroffen, die sich dem Gewehr ihres Vaters entgegenstellte, um den Verlobten zu schützen. Tiefgebeugt geht der alte Erbförster, um mit seinem Leben für den durch ihn verschuldeten Tod seines Kindes zu büßen."  (Der Deutsche Riundfunk. 7. Jahrgang. Heft 32 vom 09. August 1929. S. 1029)

Das Stück spielt abwechselnd im Jägerhaus von Düsterwalde und in Steins Schloss zu Waldenrode, einmal im dritten Aufzug in der Grenzschenke und im Heimlichen Grunde.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Ludwig BargStein, ein reicher Fabrikherr und Güterbesitzer
Carl LambertinRobert, sein Sohn
Otto BlumenthalChristian Ulrich, Förster des Gutes Düsterwalde, genannt der Erbförster
Martha WalterSophie, seine Frau
Leo AskenasyAndres, Forstgehilfe bei Ulrich
Mia KrebsbachTochter beider
Richard WeimarSohn beider
Hans GrellWilkens, ein großer Bauer, der Försterin Oheim
Albert OettershagenDer Pastor von Waldenrode
Walter HillerMöller, Steins Buchhalter
Josef MüllerJäger Gottfried, genannt der Buchjäger
Walter KoselWeiler, Ulrichs Holzhüter
Hanns Carl EdlerDer Wirt von der Grenzschenke
Hermann PfeifferFrei (Wilddieb)
Walter KorthLindenschmied (Wilddieb)
Hilde BarthelKathrine
Carl HeilBastian, Steins Diener


 


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Hörspiel historisch (vor 1933) - © DRA/Hanni Forrer


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

WERAG - Westdeutsche Rundfunk AG (Köln) 1929

Sommerfestspiele des Westdeutschen Rundfunks

Erstsendung: 13.08.1929 | 20:00 Uhr


Livesendung ohne Aufzeichnung


Grundlage der Datenerhebung: Der Deutsche Rundfunk (Programmzeitschrift); Die Werag (Programmzeitschrift)


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