ARD-Hörspieldatenbank

Sendespiel (Hörspielbearbeitung)



Adolph L'Arronge

Doktor Klaus

Lustspiel in fünf Akten


Vorlage: Doktor Klaus (Theaterstück)


Regie: Karl Pündter

"Nach einer Periode trostlosen Tiefstandes des deutschen Theaterlebens, der bis in den Anfang der siebziger Jahre [1870er] dauerte, trat ein Wendepunkt ein. - Das Erscheinen der Meininger! - Das erste Gastspiel des Meininger Hoftheaters wirkte wie ein frischer Quell anregend und belebend auf die ganzen derzeitigen Theaterverhältnisse. Eine der bedeutendsten Erscheinungen jener Zeit war Adolph L'Arronge, der im Jahre 1883 das "Deutsche Theater" in Berlin gründete. Von Geburt Hamburger, war L'Arronge zuerst Musiker, dann Kapellmeister, Kritiker und Schauspieler. Durch seine frühe Fühlungnahme mit der Bühne und seine vielseitigen Erfahrungen war er durch und durch Theaterfachmann. Die Anregungen des Meininger Hoftheaters und ihrer mit Begeisterung aufgenommenen Aufführungen wirkten auch befruchtend auf ihn, und er war im Verein mit Förster der erste, der einer neuen Schauspielkunst eine Heimstätte schuf, der das Starwesen zurückdrängte und die Erhebung des Ensembles zu einheitlicher Wirkung pflegte. - Die bedeutendsten Namen jener Zeit standen bei ihm  - Georg Engels, Agnes Sorma, Hedwig Niemann - später Josef Kainz, Sommerstorff, Else Lehmann usw. waren seine Schauspieler. Neben seiner bahnbrechenden Tätigkeit als Theaterleiter war L'Arronge einer der beliebtesten Lustspieldichter seiner Zeit. - Und wie er es vermochte, als Regisseur neue Werte zu schaffen - hingerissen von einer siegreichen Strömung -, genährt von dem Bedürfnis nach frischem Leben, so war er als Bühnendichter der unfehlbare Praktiker, der mit sicherer Hand und dem Blick für Wirkung seine Figuren auf die Bühne stellte. Seine bekanntesten Werke sind: "Registrator auf Reisen", "Wohltätige Frauen", "Hasemanns Töchter", "Der Kompagnon", "Mein Leopold" und "Doktor Klaus". In "Doktor Klaus" schildert er den Arzt, der nicht nur von Beruf Arzt ist, sondern ein Helfer der Menschheit ohne Rücksicht und Bevorzugung des einzelnen - ein Wohltäter der Leidenden, der seine eigenen Interessen in den Hintergrund stellt und nur seinem Berufe lebt, selbst oft unter Hintansetzung seiner Familie. Der Juwelier Griesinger - Witwer - hat ein einziges Kind. Seine Tochter Julie. Sein ganzes Leben, sein Schaffen und Wirken hatte nur den Zweck, sein Kind einmal versorgen zu können - glücklich zu machen. Wenn er ihr einen Baron zum Gatten aussucht, so tut er das nur, weil er glaubt, seine Tochter damit in eine besonders gehobene Stellung zu bringen, sie besonders glücklich zu machen. Und die Tatsache, dass der Baron Max von Boden stark verschuldet und kein Freund der Arbeit ist, irritiert Papa Griesinger nicht weiter. Er hat ja Geld. Und damit glaubt er das Glück seines Kindes gesichert. - Anders jedoch ist Julie. Sie merkt bald, dass die Ehe von seiten ihres Mannes in allererster Linie auf dem Geldbeutel ihres Vaters gegründet ist, und das kränkt sie tief. Da sie ihren Mann liebt - und er ist kein "schlechter Kerl" -, sinnt sie darauf, wie sie ihn zu einem tüchtigen und wertvollen Menschen machen kann. Ihren größten Wunsch, auf dem Lande zu leben, will sie verwirklichen und ihren Mann, der von Beruf Landwirt ist, bewegen, sein Gut wieder selbst zu bewirtschaften. Dass dieses sehr verschuldet ist, weiß sie nicht. Und der Umstand sowie der Wunsch des Vaters, sie in der Stadt zu behalten, scheinen ihre Hoffnung aussichtslos zu machen. In ihrer Bedrängnis wendet Julie sich an den Bruder ihrer Mutter - an Doktor Klaus. Doktor Klaus - der ideale Arzt, der in einer feierlichen Stunde seines Lebens gelobt hat, wie ein treuer Soldat nicht von seinem Posten zu weichen, seiner Pflicht zu leben und zu sterben - er ist auch für die, die ihm nahestehen, der gute Geist. Die rauhe Schale birgt einen guten Kern, einen edlen, hilfsbereiten, reifen, das Leben kennenden Menschen. So sehr er seines Schwagers Schwäche für den aristokratischen, aber "sehr windigen Schwiegersohn" missbilligt, so verschließt er sich doch nicht, zu helfen, wenn zu helfen ist, und die Wertschätzung seiner Nichte Julie, die sich in ihrer Bedrängnis an ihn wendet, veranlasst ihn, ihr Schicksal in die Hand zu nehmen und ihren Mann "in ein solides Fahrwasser zu steuern". Er veranlasst Griesinger, die Haupthypothek des Bodenschen Gutes zu erwerben und treibt den Baron Max von Boden in einer Unterredung in die Enge, indem er ihm mitteilt, dass der Käufer der Hypothek, den er nicht nennt, diese zu kündigen beabsichtige, dass sein Schwiegervater Griesinger aber nicht mehr in der Lage sei, weiter für seine Schulden aufzukommen. Den einzigen Ausweg aus seiner bedrängten Lage zeigt er Max von Boden darin, dass dieser sich entschließen würde, sein Gut selbst weiter zu bewirtschaften, was für den Käufer der Hypothek eine Garantie zur Sicherung seines Kapitals bedeuten würde und ihn von der Kündigung der Hypothek Abstand nehmen ließe. Durch die eindringliche und aufrichtige Art Doktor Klaus' wird sich der Baron von Boden der Bedeutung dieses Augenblicks bewusst, und er entschließt sich, mit Weib und Kind sofort auf das Gut zu ziehen und - zu arbeiten. - Doktor Klaus hat auch hier in diesem schwierigen Fall erreicht, alles zum Besten zu lenken. Im letzten Akt sehen wir die drei Familien Griesinger, Dr. Klaus und Baron von Boden fröhlich vereint - jeder mit seinem Schicksal zufrieden. - Außer den Hauptpersonen lernen wir die "in Ehren grau gewordene" Marianne kennen, die Haushälterin Griesingers, die mit den Jahren immer mehr Ärger als Freude an ihrem Herrn hat; die kleine naive Emma, Tochter des Doktor Klaus, die in einer Stunde liebender Begeisterung für den Vater geschworen hat, nur einen Arzt zu heiraten, und nun den, den sie liebt, und der Jurist ist, veranlassen will, um ihretwillen umzustudieren; da ist der Geliebte selbst, der Herr Referendar Gerstel, der schüchtern kaum wagt, sich der Geliebten zu nähern, und ihr des nachts ensterpromenaden macht; und zum Schluss - "der sogenannte" - Lubowski, das Faktotum des Doktor Klaus, mit dem leidenschaftlichen Hang zur Medizin, der in Abwesenheit des Doktors in den lateinischen Büchern schnüffelt und die armen unwissenden Patienten "verkuriert" - zum Glück aber nur harmlose Medizinen erwischt, die er den Leidenden verabfolgt. Alles Typen, die, wenn auch nicht mehr durchweg zeitgemäß, durch ihre Drolligkeit und die harmlos heiteren Situationen, die sie schaffen, dem Lustspiel "Doktor Klaus" noch heute zu voller Wirkung verhelfen." (Die Norag. 6. Jahrgang. Nr. 32 vom 9. August 1929. S.9 f.)

"Die Handlung zeigt uns den Juwelier Griesinger, dessen Tochter Julie mit einem adligen Mann verheiratet ist. Dieser Schwiegersohn bringt nun das ganze Geld Griesingers durch und darüber kommt es zu einer Entzweiung des jungen Paares. In ihrer Not flüchten alle zum Dr. Klaus, dem einzigen aufoferungsvollen Freund, dem es auch gelingt, alles wieder in Ordnung zu bringen."  (Der Deutsche Riundfunk. 7. Jahrgang. Heft 32 vom 09. August 1929. S. 1030)

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Carl BlankensteinGriesinger, Juwelier
Martha MöllerJulie, dessen Tochter
Hans Kühlewein-SoendMax von Boden, deren Gatte
Ernst StockingerDr. Ferdinand Klaus
Elisabeth Körner-HofmannMarie, Griesingers Schwester, seine Frau
Cizzie HenckellEmma, deren Tochter
Wilhelm BesendahlPaul Gerstel, Referendar
Lotte SchloßMarianne, Haushälterin bei Griesinger
Willi SchweisguthLubowski, Kutscher
Eva FörsterAuguste, Dienstmädchen
Claire GoerickeFrau von Schlingen
Edith ScholzAnna
Karl PündterBehrmann
John WaltherKolmar, Bauer


 

Hörspiel historisch (vor 1933) - © DRA/Hanni Forrer


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

NORAG - Nordische Rundfunk AG (Hamburg) 1929

Erstsendung: 14.08.1929 | 20:00 Uhr | ca. 120'00


Livesendung ohne Aufzeichnung


Grundlage der Datenerhebung: Der Deutsche Rundfunk (Programmzeitschrift); Die Norag (Programmzeitschrift)


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