ARD-Hörspieldatenbank

Sendespiel (Hörspielbearbeitung)



Werner Perrey

Fantasie in Kitsch-Moll

Eine zeitgemäße Puppenkomödie


Vorlage: Fantasie in Kitsch-Moll (Theaterstück)

Bearbeitung (Musik): Siegfried Scheffler

Es treten außerdem auf: Chor der Gläubigen, Chor der Paragraphen.

"Werner Perrey hat ein neues Stück für den Rundfunk bearbeitet, und der Hamburger Komponist Siegfried Scheffler hat dazu die musikalischen Illustrationen geschrieben. Wie immer in Perreys Stücken für die "großen Kinder" ist das Stoffliche derselben der Gegenwart entnommen, die kritisiert, glossiert, ironisiert wird, so daß er eine Satire gibt, die durch das Entrücktsein in das absolut Unwahrscheinliche der Fantasie jeglicher verletzenden Schärfe bar ist. Im Mittelpunkt seiner Stücke steht Kasper, die Hauptfigur des Handpuppenspiels überhaupt. Wahrheiten zu geben durch versöhnenden Humor unter dem Zepter seiner nichts verschonenden Pritsche ist Charakteristikum des plattdeutschen Kasper. Die durch ihn zum Ausgleich kommende wohltuende Sachlichkeit gegenüber aller zivilisatorischen Tünche und Uebertreibung ist eine dem niederdeutschen Menschen typische Eigenschaft, wie ja der Kasper, richtig begriffen, nichts anderes darstellt als eine Inkarnation des nordischen Volkscharakters. In diesem Spiel ist Kasper Detektiv und erhält als solcher von dem Verleger und dem Dichter den Auftrag, die aus einem Buche entsprungene Wahrheit (die Gesuchte) aufzuspüren. Mit einem Schiff beginnen die drei ihre Suche und landen nacheinander auf der Insel des Götzen Mammon, der den Verleger überschlucken will, - auf der Insel der öffentlichen Meinung, die, in Gestalt eines Igels, den Dichter fressen will. Aber Kasper befreit die beiden, immer im richtigen Augenblick kommend, aus ihrer bösen Klemme. Zuletzt kommen sie an die Gestade der Insel der Freiheit. Dort finden sie nach ihrer abenteuerlichen Odyssee auch die Gesuchte, die Wahrheit. Die Symbolik ist deutlich und klar. Kasper hat seine Aufgabe gelöst. Er glaubt schon an ein märchenhaftes Honorar - aber ach! -, es ist alles nur ein Traum, nur Fantasie in Kitsch Moll, und ihm bleibt zum Schlusse nur als Wirkliches sein Holzkopf und seine Pritsche." (Norag, 6. Jhrg., Nr. 37 vom 13. September 1929, S. 11)

""Am Mittwoch abend sandte beispielsweise Hamburg um 20 Uhr die "Fantasie in Kitsch-Moll". (was soll man bei einer solchen Ankündigung sich eigentlich vorstellen, Unsinn bleibt Unsinn, auch in großer Aufmachung), um 21 Uhr, es wurde allerdings etwas später, die Kitschmoll-Fantasie hatte sich noch nicht ausgetobt, folgte der "Störenfried". Ist das nötig? Ich habe nichts gegen das Puppenspiel, es birgt für bestimmte Erscheinungen Möglichkeiten der Darstellung, die in keiner andern Form der Dichtung so bereit liegen. Aber hier störte doch zu sehr die Absicht auf einen bestimmten Zweck, und das Ganze war so oberflächlich, daß es sehr stark nach Auftrag klang. Die symbolische Gestaltung geriet völlig daneben, die Satire blieb unerfüllt, die musikalische Illustration war überflüssig, sie paßt auf jeden Jahrmarkt." (Der Rundfunkhörer, 6. Jg., Heft 22 vom 27. September 1929, S. 14/15)

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Werner PerreyDer Detektiv Kasper
Heinrich HeiseDer Verleger Schmalzer
Julius JacobiDer Dichter Balduin
Marianne MevesDie Gesuchte
Karl PündterDer Götze Mammon
Heinrich HeiseDie öffentliche Meinung
Hannah UllrichMarieken, Kaspers Frau


 

Hörspiel historisch (vor 1933) - © DRA/Hanni Forrer


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

NORAG - Nordische Rundfunk AG (Hamburg) 1929

Erstsendung: 19.09.1929 | 20:00 Uhr | ca. 80'00


Livesendung ohne Aufzeichnung


Grundlage der Datenerhebung: Der Deutsche Rundfunk (Programmzeitschrift); Die Norag (Programmzeitschrift); Der Rundfunkhörer (Programmzeitschrift)


Darstellung: