ARD-Hörspieldatenbank
Sendespiel (Hörspielbearbeitung)
Frau Nadja Bielew
Tragischer Akt
Vorlage: Frau Nadja Bielew (erschien in dem Sammelband "Panspiele") (Theaterstück)
Kommentar: Friedrich Michael
Regie: Josef Krahé
Das Ereignis spielt in einem vornehmen Kurort im Westen.
"1909 ist in dem Bande "Panspiele" von Carl Hauptmann auch das einaktige Drama "Frau Nadja Bielew" erschienen. Es dünkt beinahe unglaubhaft, daß sich bis heute noch keine Schauspielerin gefunden hat, die dieses Stück zu ihrem eigenen gemacht und es auf die Bühne gestellt hat. Denn - so stark der Eindruck der Sendung auch war - noch ungleich mehr würden die Szenen auf der Bühne wirken. Krahé hatte mit leiser Hand die mancherlei Dinge, die auf das Ausspielen der Bühne gestellt sind, in den Dialog gefügt. Von gleicher Zartheit war die Anlage der Aufführung selbst. Nichts wurde übersteigert, nichts überstürzt. Im steten Gleichmaß lief sie, und in ihm hoben sich bereits die leisesten Veränderungen der Stärke und des Tempos notwendig zwingend ab. Die Männerrollen des Stücks sind von Haus aus undankbar. Sie blieben demzufolge auch in der Darstellung beträchtlich hinter der der Frauengestalten zurück. Die Titelrolle lag bei Hanna Lantes und wurde eine ihrer besten Leistungen überhaupt. Daß sie die Nadja nicht auf Hysterie spielte, was nahe gelegen hätte, sondern, daß sie herausarbeitete, wie diese Frau bereits mehr Seele als Körper geworden ist; daß sie diese Entkörperlichung stimmlich nach dem großen Dialog mit der Generalin weiter charakterisieren konnte, war das wesentliche ihrer Gestaltung. Ihre Sterbeszene erschütterte. Martina Otto-Morgenstern als Generalin trug zusammen mit ihrer Partnerin die ersten Szenen. Auch sie gab ihrer Rolle alles, was sie überzeugend machen konnte. Ihr Können trug vielleicht die Schuld daran, daß der Lenoir Ritters noch schwächer wirkte als er sowieso schon ist." (Deutscher Rundfunk, 7. Jg., Heft 40 vom 04. Oktober 1929, S. 1287)