ARD-Hörspieldatenbank

Sendespiel (Hörspielbearbeitung)



Elliott Lester

Weizen

Ein Stück aus dem amerikanischen Farmerleben in drei Akten


Vorlage: Weizen (The Mud Turtle) (Theaterstück, amerikanisch)

Übersetzung: Alphonse Neumann


Regie: Franz Joseph Engel

"Das Stück spielt auf einer großen Farm im Weizendristikt des nördlichen Minnesota, nahe der kanadischen Grenze, zur Erntezeit, im Ablauf weniger Tage." (Deutscher Rundfunk, 7. Jg., Heft 38 vom 20. September 1929)

"[...] Neu war diesmal ein amerikanisches Stück, das in Breslau seine Erst- und wohl auch seine Uraufführung erlebte. "Weizen": dieser Titel unterstreicht das Farmermilieu, in dem sich die Handlung abspielt. Das ist im Grunde aber auch das einzige, was - wenigstens auf den ersten Blick - unkonventionell erscheint. Der Kampf zweier Generationen, der Vater-Sohn-Konflikt, die Liebe der Frau zum "starken Mann" - das pflegt sich sonst in der Welt der Filmpaläste abzuspielen und wird hier mal in eine amerikanische Farm verlegt. Statt der herkömmlichen Börsenintrigen muß deshalb eine Maschinensabotage den Endkampf um die Macht einleiten. Der Gesichtspunkt bleibt hier wie dort der gleiche, und der Stoff wird so absichtlich als knallige Magazingeschichte aufgezogen, daß man fast nicht mehr an die Echtheit des amerikanischen Autors glaubt, sondern eine gut europäische Situation vermutet. Jedenfalls zeigten diese Szenen weder den Charakter einer Farm, noch die Menschen, die sie schafft. Sollte Eliot Lester wirklich ein Amerikaner sein, ist es jedenfalls interessant, was sich U. S. A. für den Rundfunk aussucht. (Der Titel läßt an den amerikanischen Romancier Frank Norris denken, der ein Epos des Weizens schuf: in allem das Gegenteil dieses Stücks.) Für Agnes Straub war die Hauptrolle der Anlaß zu einer großen schauspielerischen Leistung." (Deutscher Rundfunk, 7. Jg., Heft 40 vom 04. Oktober 1929, S. 1285 )

"Ursendung "Weizen". Da ist im amerikanischen Weizendistrikt eine Farm, ringsum Weizen, Weizen. Die Menschen warten, warten auf die Schnitter, auf die Maschine. Sie sehen alles nicht mehr mit menschlichen Augen, die Frucht am Halm ist gierige Beute, die zu Dollars werden muß, um Schulden bezahlen zu können. Dieser eine Gedanke peitscht alles vorwärts. Darüber aber schwebt als mächtigeres die Natur, das Gewitter, das im letzten Augenblick alles zerschlägt, den Weizen, die kleinen Menschenschicksale. Elliot Lester zeichnet hundertprozentig amerikanische Atmosphäre, die weltfern unseren europäischen Begriffen liegt. Nur so ist das Spiel zu werten, nur so zu verstehen die ans finsterste Mittelalter gemahnende Gewaltherrschaft des Patrons Tustine, der im freiesten Lande der Welt die Frau schlägt. Wertvoll inhaltlich die Machtlosigkeit des Menschen gegen die Natur, erschütternd der ohnmächtige Kampf des Landmannes um die Scholle, treffend gezeichnet der Stadtmensch, dessen Primitivität allerdings amerikanische Maße annimmt. Die funkische Bearbeitung geschah mit sparsamsten Mitteln äußerst wirkungsvoll: Wetterberichte amerikanischer Funkstationen für die Weizendistrikte als Aktüberleitungen, dann die Maschine und das Gewitter. Dr. Franz Josef Engel führte straff gesammelt das Spiel. Zum Erlebnis wurde es durch den Gast Agnes Straub (Kate). Ohne viel Aufwand sprach hier ein Mensch, erfüllte sich ein Schicksal. Robert Marlitz gab dem Tustine mit fortschreitendem Spiel die Brutalität, geboren aus wahnsinniger Not, die etwas die Handlungsweise begründete, wie sie dem Autor vorgeschwebt haben mag. Marianne Rub war das müde zerquälte Weib. Die schwierige Rolle des werdenden Mannes (Sem) meistert Kurt Erhardt. Von der Partie waren noch Herbert Brunar, Willy Koch und Eva Steinmetz. Die Veranstaltung bedeutet einen guten Schritt vorwärts auf dem Wege des eindrucksvollen, erfolgreichen Hörspiels. Angesichts der abgerundeten Leistung übersieht man gern kleine Schönheitsfehler, wie z.B. Dollar und Pfennig." (Ostdeutsche illustrierte Funkwoche, 6. Jg., Nr. 40 vom 04.10.1929, S.5)

A
A

Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Robert MarlitzTustine, Farmer
Marianne RubSeine Frau
Kurt ErhardtLem
Eva SteinmetzMarie
N. N.Ihre Kinder
Agnes StraubKate, Lems Frau
Willy KochBob, früher Matrose, jetzt Arbeiter
Herbert BrunarMac, Erntehilfsarbeiter
Friedrich ReinickeGreasy, Erntehilfsarbeiter
Conrad RolfDutch, Erntehilfsarbeiter


 

Hörspiel historisch (vor 1933) - © DRA/Hanni Forrer


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Schlesische Funkstunde AG (Breslau) 1929

Erstsendung: 26.09.1929 | 20:30 Uhr | ca. 100'00


Livesendung ohne Aufzeichnung


Grundlage der Datenerhebung: Der Deutsche Rundfunk (Programmzeitschrift); Schlesische Funkstunde (Programmzeitschrift); Ostdeutsche illustrierte Funkwoche (Programmzeitschrift)


REZENSIONEN

  • F. J. E.: Weizen. In: Schlesische Funkstunde, 3. Jg., Nr. 38 vom 20. September 1929, S. 13.

Darstellung: