ARD-Hörspieldatenbank

Dokumentarhörspiel



Christian Geissler

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Regie: Heinz Nesselrath, Hans Bernd Müller

Von 1940 bis 1944 wurden im Schloss Hartheim bei Linz geistig Behinderte von der SS getötet und verbrannt. Bei Recherchen vor Ort traf der Autor auf Misstrauen und Verdrängung. Das Feature gehört zu den Vorboten bundesdeutscher Dokumentarliteratur.

(Presstexte anlässlich der Wiederholungssendung)

Feature über den Besuch der ehemaligen SS-Vernichtungsstätte im Schloß Hartheim bei Linz in Oberösterreich, mit Auszügen aus nationalsozialistischen Dokumenten sowie nachgestellten Gesprächen mit Einwohnern und Amtsträgern aus der Gemeinde. In den Jahren 1940 bis 1944 wurden in dem ehemaligen Heim für geistig behinderte Kinder 35.000 Geisteskranke, politische Gegner und Ausländer von der SS getötet und verbrannt. Unter dem Vorwand, Nachforschungen über den angeblichen Selbstmord seines bei der SS im Dienst gewesenen Bruders anzustellen, spricht der Autor mit alteingesessenen Dorfbewohnern, um Informationen über die Geschehnisse in der Vernichtungsstätte zu sammeln. Er stößt auf Mißtrauen, vorgetäuschte Unwissenheit und vor allem auf ein ausgeprägtes Vergessenwollen. Sein schockierendes Fazit: Diese Haltung ist Normalität in einstigen "Großdeutschen Reich"; sie ist typisch für Menschen mit Obrigkeitsdenken, mit Ohnmachtsgefühlen und ohne ein Bewußtsein für die Vergangenheit.

(Historischer Pressetext)

Christian Geissler (1928−2008) begann 1949 ein Studium der Evangelischen Theologie, konvertierte 1953 zum Katholizismus, studierte Philosophie und Psychologie und brach 1956 das Studium ab. Als Schriftsteller wurde er einer der großen Außenseiter des Literaturbetriebs. Er schrieb Romane, Gedichte, Fernsehspiele, Hörspiele und Dokumentarfilme. Politisch engagierte er sich im linken Spektrum gegen die militärische Aufrüstung der Bundesrepublik; in den 1970er- und 1980er-Jahren kritisierte er die Haftbedingungen der RAF-Mitglieder. 1972−1974 war er Dozent an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Zahlreiche Hörspiele: „Eine alte Frau geht nach Hause“ (WDR 1956), „Verständigungsschwierigkeiten“ (SWF 1969), „Wanderwörter“ (SWR 2001). Für „Unser Boot nach Bir Ould Brini“ (SWF 1993) wurde er mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet.

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Ursula Jockeit
Dietlind Macher
Gudrun Nirich
Hans Otto Ball
Hans Brenner
Werner Dahms
Paul Dättel
Karl Friedrich
Hans Kraemmer
Kurt Rösler
Rudolf Siege
Werner Simon
Ludwig Thiesen
Hubert Thürmer
Peter Versten
Helmut Wöstmann


 

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Südwestfunk 1965

Erstsendung: 01.12.1965 | 36'26

Darstellung: