ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Die silberne Sechs
Regie: Mathias Neumann
Es ist Nacht, ein Kraftwagen steht am Straßenrand, der Motorl äuft, ein Mann sitzt am Steuer und wartet auf einen anderen Mann. Er will ihn überfahren. Und während des gespannten Wartens rollen in seiner Vorstellung nochmals die Ereignisse ab, die ihn zu seinem Entschluß führten. Es begann im Krieg. Daniel gehörte der "Silbernen Sechs" an, einer Gruppe junger Musiker, die in Berliner Vorstädten zum Tanz aufspielte und heimlich Flugblätter verteilte, bis sie von einem ihrer Mitglieder an die Gestapo verraten wurde, von Paul. Jahre später trifft Daniel denVerräter. Alle Versuche, ihn vor Gericht zu stellen, scheitern; es gibt keine Zeugen mehr. Paul weiß das, er weiß auch, daß die Zeit der "Abrechnungen" vorbei ist. Er trägt den Kopf wieder sehr hoch und droht nun Daniel seinerseits mit einer Anklage. Da taucht Paul in der dunklen Straße auf, der Wagen fährt an, aber Daniel weiß plötzlich: er darf es nicht tun, er darf das Urteil nicht vollstrecken, bevor es gefällt ist.
Günther Weisenborn (1902–1969), deutscher Schriftsteller und Widerstandskämpfer war nach Germanistik- und Medizinstudium zunächst als Schauspieler tätig, ab 1928 war er Dramaturg an der Berliner Volksbühne. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden seine Bücher verboten, er schrieb jedoch unter diversen Pseudonymen weiter und führte fortan ein Doppelleben: einerseits als Teil des nationalsozialistischen Kulturbetriebs, andererseits unterstützte er die Widerstandsorganisation Rote Kapelle. 1942 wurde er von den Nazis inhaftiert und 1945 durch die Rote Armee aus dem Zuchthaus Luckau befreit. Weisenborn veröffentlichte 1953 mit »Der lautlose Aufstand« den ersten umfassenden Dokumentarbericht über den deutschen Widerstand. Er starb 1969 in Berlin und wurde wunschgemäß in Agarone im Tessin beigesetzt. (Biographische Notiz von 2021 anlässlich einer Wiederholungsausstrahlung)