ARD-Hörspieldatenbank

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Originalhörspiel, Mundarthörspiel



Fritz Arend, Heinrich Schmidt-Barrien

Blauen Daak


Sprache des Hörspiels: niederdeutsch


Komposition: Anton Schaefers


Regie: Eberhard Freudenberg

Das Hörspiel wurde vor der Erstsendung vor Hörern der Bremer Volkshochschule zur Diskussion gestellt. Der sorgfältig durchgeführte schriftliche Test sowie auch der Austausch der Meinungen zeigte eindeutig, daß man das Bemühen, neue Stoffe und neue Gebiete für das plattdeutsche Hörspiel zu erschließen, allgemein bejaht, ja sogar fordert, wenn man diesen frischen Zweig der niederdeutschen Literatur nicht in der oft abgestandenen Luft des Althergebrachten verdorren lassen will. Das Hörspiel "Blauen Daak" unternimmt es, ein Problem unserer Gegenwart abzuhandeln. Ist es denn nicht ein Zeichen unserer Zeit, daß der von innerer Unruhe getriebene Mensch zu Mitteln äußerer Zerstreuung greift, um sich immer wieder über die Trostlosigkeit seiner Situation hinwegzutäuschen? Ein solcher Mensch ist auch Dierk Tiedemann. Vor Jahren hat er Frau und Kind in dem kleinen Dorf an der Unterweser bei Nacht und Nebel verlassen, weil ihn die häusliche Enge bedrückte und er sein Glück in der Weite der Welt vermutete. Nun fährt er als Heizer über die Ozeane von Hafen zu Hafen, ohne indessen zufriedener zu sein. Überall der gleiche verlogene Hafenrummel - überall das gleiche verderbte Weibsvolk, dessen er ebenso überdrüssig geworden ist wie des Alkohols - und überall stehen die Sterne gleich hoch über den Meeren, zu weit, als daß man sie greifen könnte. In einem Moment nun, in dem Dierk seine Ausweglosigkeit besonders krass vor Augen sieht, bringt ihn Jan, mit dem er Tag für Tag vor den Feuerlöschern der Dampfschiffe steht, mit der Marihuana-Zigarette zusammen, mit jenem gefährlichen Gift, dessen Genuß alle Wunschträume zu einer visionären Wirklichkeit werden läßt, das sich die Menschen hörig macht und dann allmählich, aber unrettbar dem Wahnsinn ausliefert. Dierk, der nach diesem Betäubungsmittel wie ein Ertrinkender nach dem Strohhalm greift, sieht sich in seinen Rauschträumen plötzlich zurückversetzt zu seiner Frau, seinem Sohn und seinem alten Vater. Er sieht, wie gut und schön es dort eigentlich sein müßte, und entschließt sich, dem trügerischen Bild nachzujagen. Als Süchtiger kehrt er heim, die Rückkehr gelingt ihm auch, aber er versteht es nicht, Wahn und Wirklichkeit in Einklang zu bringen. Dem Haltlosen, der die seelische Kraft nicht aufbringt, sich sein Glück zu erkämpfen und damit zu erhalten, zerbricht sein Leben unter seinen Händen, und die nun einsetzende Verfolgung durch die Kriminalpolizei gibt eigentlich nur den letzten Anstoß, der ihn - nun für immer und unausweichlich - in die Öde der Meere und der weiten leeren Welt zurückwirft.

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Ruth Bunkenburg
Walter Arthur Kreye
Hans Rolf Radula
Hans Rastede
Carl Schenck
Ernst Otto Schlöpke
Ferdinand Zeisner


 


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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Radio Bremen

Erstsendung: 05.07.1952 | 51'30


In keiner ARD-Rundfunkanstalt verfügbar


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